Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 21. (Budapest, 2002)

András SZILÁGYI: Bemerkungen zu einigen Angaben des Nachlaßinventars Kaiser Mattias' I. aus dem Jahre 1619

men und entsprechende Bemerkungen anzu­führen. An sich wird dies schon durch einen speziellen Umstand begründet, sind doch im Text des „Nachlaßinventars" bei mehreren ­insgesamt fast fünfzehn - Posten die Namen verschiedener ungarischer Magnaten ange­führt. Was jedoch dem ungarischen Forscher am ehesten auffällt, das ist die erste „gegen­standsmäßige" Anführung eines besonderen Objektes der nationalen Vergangenheit mit symbolischem Wert, die sog. „Bocskai-Krone". (Abb. 2.) „Nr. 2124. Ain Siebenbürgische ganz güldene cron, Persianische arbeith, so dem Potzgai im anfang durch den Türggischen kaiser praesentirt und hernachmals durch den palatino Turscho ihrer maj. [Maiestät] geliefert worden, darinnen klein und grosse turges, ... obenauf ain schönen schmerall in ainem doppleten fueterall ..." 6 Es lohnt sich, diese Angabe, die „sachlich"­objektive Beschreibung der Krone mit den ebenfalls über diese berichtenden einstigen un­garischen Quellen zu vergleichen, mit diesen in verhältnismäßig großer Zahl erhaltengebliebe­nen schriftlichen Dokumenten von unterschied­lichem Umfang, die sich diesem Thema ganz anders annähern und die die ungarische Ge­schichtsschreibung seit Jahrhunderten bis in unsere Tage oft zitiert und schätzt. Der auffallendste Unterschied besteht darin, daß die sich (auch) mit diesem Thema befassen­den ungarischen schriftlichen Quellen detailliert über die Vorgeschichte der Krone berichten ­über die Umstände, wie diese nach Ungarn gelangt war und wie es zu ihrer Verleihung kam sowie über die dann folgenden schicksals­schweren Ereignisse -, das heißt über all das, was in der Zeit zwischen 1605 und 1610 gesche­hen war und über die Personen, auf die sich der zitierte Posten des Inventars - wie gesehen - nur in Form eines kurzen Hinweises beruft. Da diese Tatsachen von der Geschichtsschreibung aus­führlich dargelegt worden sind, beschränken wir uns im folgenden auf eine kurze Zusammen­fassung der wichtigsten Fakten. Das Geschenk, die kostbaren Kleinode des Sultans Ahmed I. übergibt der Großwesir Lolla Mehmed in dem Lager auf dem Rákosfeld unterhalb von Pest am 11. November 1605 Stephan Bocskai, Fürst von Oberungarn und Siebenbürgen. Unabhängig von ihrer „Partei­zugehörigkeit" messen die Zeitgenossen in ihren Berichterstattungen und Nachrichten der Stellungnahme Bocskais in diesem Zusammen­hang gleichermaßen hervorgehobene Bedeut­ung bei. Seiner kategorisch zum Ausdruck gebrachten Meinung, der zufolge er, der Fürst, die Krone nicht als ein Hoheitszeichen, sondern nur als ein vom Sultan gesandtes Geschenk betrachtet und er bereit ist, diese und deren ergänzendes „Zubehör", ein prächtiger Säbel, als ein solches („loco muneris") entgegenzu­nehmen. Es ist eine allgemein bekannte und gut dokumentierte Tatsache, daß nach dem Tode Bocskais - im Dezember des folgenden Jahres - das weitere Schicksal dieses außerordentli­chen, besonderen Kienodiums die ungarische öffentliche Meinung, aber auch die Habsburg­Regierung lebhaft beschäftigte. Denn, obwohl an diese niemals ein realer Thronanspruch geknüpft war, war (konnte) die Krone selbst zweifellos dazu geeignet (sein), Symbol, Beru­fungsgrundlage gewisser, sich hauptsächlich in Siebenbürgen und im Partium entwickelnder Unabhängigkeitsbestrebungen den Habsburg­ern gegenüber zu sein. Darum ließ der Herr­scher - Matthias IL, als ungarischer König ­kurz nach seiner Thronbesteigung, im Dezem­ber 1608 den Landtagsbeschluß erlassen, nach­dem die „vom Sultan erhaltenen Kleinode ihm, dem gesetzmäßigen Souverän des Landes, bal­digst auszuhändigen, das heißt zu übergeben seien". Diesem Beschluß verschafft der im De­zember folgenden Jahres zum Palatin gewählte Georg Graf Thurzö (1567 - 1616) Gültigkeit. Die Erben des einstigen Vizefeldherrn Bocs­kais, Valentin Drugeth von Homonna (tl609), Landesrichter, übergeben ihm am 30. Juni 1610 in der Burg Sárospatak die „Reliquien" des Sultans, und er, der Palatin, läßt diese - von ihm persönlich begleitet - nach Wien bringen. Am 4. Oktober 1610 kommt es in den Mauern der Hofburg zur „offiziellen" feierlichen Übergabe bzw. - seitens König Matthias' II. - zur Über­nahme der Bocskai-Krone. Über all das berichten die verschiedensten,

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