Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 19. (Budapest, 2000)

András SZILÁGYI: Aus dem Hradschin in Prag in die Burg von Forchtenstein. Über die Herkunft eines hervorragenden Prunkstückes der Esterházy-Sammlung

ANDRÁS SZILAGYI AUS DEM HRADSCHIN IN PRAG IN DIE BURG VON FORCHTENSTEIN ÜBER DIE HERKUNFT EINES HERVORRAGENDEN KUNSTWERKES DER ESTERHÁZY-SAMMLUNG Als erster gab Josef Svátek im Jahr 1879 Nachricht über das am 8. September 1619 zusammengestellten Verzeichnis von Kunst­gegenständen, das unter dem Namen Rebel­leninventar in die Literatur und in das Be­wusstsein der Fachwelt Eingang gefunden hat 1 . Obgleich der Anlass und die Umstände seiner Herstellung seit langem her bekannt waren, erfolgte die restlose, buchstabentreue Publikation des Inventars selbst erst viel später, im Jahr 1937 . Ján Morávek, der es veröffentlichte, erklärt in seiner ausführ­lichen Abhandlung, die als Einleitung dem Dokument vorangestellt ist, dass das Ver­zeichnis — hinsichtlich seines Inhalts und einiger Details - mit dem Text jenes In­ventars weitgehend übereinstimmt, das zwei Jahre später, der Verordnung des bereits neuen Herrschers, Ferdinands II. Folge leis­tend, ebenfalls in Prag angelegt worden war, und seit 1905 bekannt ist 3 . Diese Feststellung wird seitdem von der Fachliteratur nicht bestritten, man kann wohl sagen, sie wurde stillschweigend zur Kennt­nis genommen, und selbstverständlich sehen auch wir uns dazu nicht veranlasst, ihre grundlegende Gültigkeit zu bezweifeln. Doch scheinen uns diesmal gerade die Unterschiede von Wichtigkeit zu sein, zu­mal diese den Ausgangspunkt unserer Un­tersuchung bedeuten. Dabei handelt es sich keinesfalls um jene Unterschiede, die sich bloss in einer divergierenden Wortwahl kundgeben. Wir wollen also nicht jene Gegenstände aufzählen, die sich unter einer unterschiedlichen Benennung, jedoch — ver­mutlich oder nachweisbar - auf einen und denselben Gegenstand beziehen. Im Gegen­teil, wir bemühen uns die Spur solcher Gegenstände, genauer gesagt eines Kunst­werkes, aufzufinden, das sich mit einer Angabe der früheren, das heisst vor 1619 stammender Quellen in beruhigender Weise identifizieren lässt, das aber von dem späteren, aus dem Jahr 1621 stammenden Inventar der beiden Prager Schriftsquellen unerwähnt gelassen worden ist. Auf der Seite 27v des Rebelleninventars liest man in der Reihe jener Goldschmiede­arbeiten, die mit exotischen Materialien ver­sehen sind, folgende Mitteilung: Ain in Silber vergult eingefasste Schnecken in aim futteral, wegt 15 m(ark), welche Peczolt von Nürnbergk gemacht, gescheezt auf 450fl(orinus)7 Ungeachtet ihrer Wortkargheit besitzt diese Mitteilung einen wichtigen Infor­mationswert, und zwar dank der ange­gebenen Gewichts Wertbezeichnung. Zu­gleich unterliegt es keinem Zweifel, dass diese Information erst dann verwertet wer­den kann, wenn der benannte Kunst­gegenstand nicht hier allein erwähnt wird. Eine richtige Bedeutung gewinnt die Mit­teilung erst in dem Fall, wenn es gelingt, wenigstens eine (frühere oder spätere) Erwähnung ausfindig zu machen, von der wir mit Fug und Recht behaupten körnten, dass sie sich auf das benannte Stück bezieht.

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