Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 19. (Budapest, 2000)

Ildikó PANDUR: Über vier unbekannte Goldschmiedearbeiten Lukas Neussers. Augsburger Kerzenleuchter mit dem Wappen Miklós Esterházys um 1630-1635

seiner Prunkkanne, um 1657 dürfte Lukas Neusser auch die grosse (88,2 x 65 cm), mit einer späteren Inschrift versehene Votiv­tafel 13 angefertigt haben, die zur Zeit in der Schatzkammer der Gnadenkirche Jasna Go­ra in Tschenstochau aufbewahrt wird (4). Aus der früheren Literatur 14 sind uns auch mehrere seiner weiteren Werke be­kannt. Seine grosse (der Durchmesser be­trägt 47 cm), getriebene und vergoldete Schüssel befand sich im Jahr 1883 im Besitz des Münchner A. S. Dreys, eine ähnlich grosse, ebenfalls getriebene, mit Figuren und Obstarten geschmückte, ovale, ver­goldete Schüssel befand sich im Jahr 1885 im Besitz des Barons Karl von Rothschild. Neben seinem mit Kaiserporträts ge­schmückten Humpen und seiner getrie­benen, vergoldeten Deckelkanne ist auch eine Henkelkammer in einer Stockholmer Privatsammlung aus der früheren Fachlite­ratur bekannt (Rosenberg), in der noch wei­tere zehn, näher nicht bestimmte Werke des Meisters erwähnt sind. Ausser diesen aufgezählten Werken sind zwei weitere Schöpfungen des Meisters wegen ihrer ungarischen Beziehung von besonderer Wichtigkeit. Zum einen handelt es sich um eine vergoldete, mit einer allego­rischen Szene geschmückte, ovale Schüssel mit einem aus einer späteren Zeit (aus dem Jahr 1770) stammenden Wappen sowie einer Inschrift, die anlässlich der grossen Ausstellung von Goldschmiedearbeiten im Jahr 1884 in Budapest ebenfalls zur Schau gestellt worden ist 15 . Das war die zweite grosse Fachausstellung des Budapester Kunst­gewerbemuseums, in der etwa achttausend Kunstwerke zur Besichtigung gestellt wor­den waren, und für die die Wiener höfische Kunstsammlung sowie andere ausländische Kunstsammlungen, kirchliche Schatzkam­mern und jene von Adelsfamilien (etwa vierhundert Aussteller im Lande) Kunst­werke geliehen haben. Ein weiteres, mit Ungarn in Beziehung stehendes Werk von Lukas Neusser ist eine vergoldete Deckelkanne, die in der sogen­annten historischen Hauptgruppe einer späteren, im Jahr 1896 stattgefundenen Milleniumsausstellung in Budapest gezeigt worden ist 16 . Diese vergoldete, gewölbte, mit einer Inschrift in hebräischen Lettern versehene, silberne Deckelkanne wurde von der jüdischen Kultusgemeinde in Nagymár­ton als Besitzer ausgestellt. In Nagymárton (Mattersdorf, vom Jahr 1924 an Mattersburg in Österreich), das sich einst Martonfalva nannte und im Komitat Sopron lag, lebte und wirkte eine zahlenmässig stark ver­tretene jüdische Gemeinde. Sie war eine der sieben jüdischen Kultusgemeinden /sheva kehillot/ 17 , die unter dem Patronat der Fa­milie Esterházy stand und lange Zeit hinduch auch eine eigene Verwaltungsein­heit bildete. Auch Lukas Neussers im Jahr 1657 angefertigte Votivtafel in Jasna Göra wird anhand einer aus dem Jahr 1670 stammen­den Inschrift mit der Familie Esterházy in Verbindung gebracht 18 . Das Budapester Kerzenleuchterpaar (5) erweitert nicht nur das Oeuvre von Lukas Neusser, sondern erhöht auch die Zahl seiner Werke, die eine Beziehung zu Un­garn, bzw. zur Familie Esterházy haben. Der Begründer des Forchtensteiner Zweiges der Familie Esterházy war der zum Palatin gewählte Nikolaus (1582 /1583?/-1645), der im Jahr 1628 mit dem Orden vom Goldenen Vlies ausgezeichnet wurde. Das von ihm erworbene und geführte (gräfliche) Wappen stellt im blauen Feld einen goldenen Greif dar, der auf einer goldenen Krone steht, mit dem rechten Vorderbein ein blankes Schwert und mit dem linken drei rote Rosen hält 19 . In den ovalen Wappenschildern der beiden Budapester Kerzenleuchterpaare sieht man das gleiche gravierte Wappen. Die umfangreichen Beziehungen der Familie Esterházy zu den Künstlern in Augsburg beschränkten sich keinesfalls nur auf eine einzige Kunstgattung. Zahlreiche Zeichner und Kupferstecher (zum Beispiel

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