Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 17. (Budapest, 1998)

Attila SZEMÁN: Eine Goldschmiedearbeit als besonderes gewerbehistorisches Zeitdokument. Der „Bergmannspokal" der Esterházy-Sammlung

im übertragenen Sinne daran zu denken. Der auch hier verwendete Vergleich vom Schacht in der Erde mit dem Grab wurde schon oftmals und vielfältig verwendet. Der in der Szene eindeutig zu erkennende Sturz in den Schacht, häufiger - vielleicht häufigster - Bergmannsunfall in alten Zeiten, galt als typischer Bergmannstod. Im übrigen kam das Werfen in den Schacht als Strafe fur den verurteilten Verbrecher ebenfalls im 15. Jahrhundert vor. 18 Was ist also das Glück, und warum steht es in so enger Beziehung zum Bergbau? Es ist bekannt, daß die Bergleute sich schon beim Grüßen „Glück auf!" wünschen. Dar­áid" weisen wohl auch die ersten beiden Zeilen der ungarischen Bergmannshymne hin: "Szerencse fel, szerencse le. Ilyen a bányász élete" ("Glück auf, Glück nieder, so ist das Bergmannsleben"). Im gleichen Sinne heißt es in einem deutschen Bergmannslied aus dem 19. Jahrhundert "Glück auf, und Glück nieder". Diese bei­den Zeilen sind - nach allgemeinem Ver­ständnis - auf den Gedanken "glücklich aus der Grube heraufkommen" zurückzuführen. Ursprünglich dachte man aber weniger an dieses Glück, sondern vor allem daran, Erz zu finden. Im Erzbergbau früherer Zeiten hatte der Zufall, also letztlich das Glück, grundlegende Bedeutung. Und nicht zu­letzt eben in dem Sinne, daß die Erzgänge reich oder arm an Erzgehalt sein bzw. ver­armen konnten, indem die werlloseren Metalle in ihnen überhand nahmen. Das wußten die Bergleute alter Zeiten sehr genau, vor allem jene, die vom Edelmetall­Bergbau lebten. Deshalb nimmt es nicht wunder, wenn man damals das Glück ­über seinen abstrakten, allgemeinen Sinn hinaus - auch als wirtschaftlichen Faktor betrachtete. Nach einer Angabe von 1615 schrien die Bergleute auf deutschem Gebiet, wenn sie auf reiche Erzadern stießen, "ihr Glück" immer heraus, und zwar mit dem Ruf Glück auf! 19 Das Wort "Glück" selbst ist, wie bekannt, die Entsprechung des lateinischen Fortuna. Fortuna als Schick­salsgöttin konnte - gemäß den aus der klassischen Mythologie geerbten Vorstel­lungen - sowohl Glück als auch Unglück schenken. So ist es nur allzu verständlich, daß das Lateinische die beiden Aspekte genau unterscheidet: bona Fortuna als "Glück" und Fortuna adversa als "Un­glück". 20 Im böhmisch-sächsischen Erzgebirge trug bereits im Jahre 1575 eine zu großen Hoffnungen berechtigende Eisenerzgrube den Namen Glück auf! 21 In Ungarn wissen wir aus dem Jahr 1750 von der Öffnung eines Stollens namens Glück auf! im zu Schemnitz gehörenden Krebsgrund. 22 Gruben namens "Glücksradt" gab es in Niederungam sogar drei. Von diesen bezieht sich eine Angabe von 1583 auf die Grube Glücksrad von Wodna , während die Gruben Glücksrad von Grossgrund 24 und Glücksrad von Finsterort"^ vom Beginn des 17. Jahrhunderts bekannt sind. Ihre Benennung verweist vermutlich auf schwankende Produktion und Ertrag hin. Daß dieser Begriff im damaligen ungari­schen Bergbau existierte, belegen sie un­bedingt. Den Zustand des Schemnitzer Bergbaus um 1650 belegt das Glücksrad besonders gut, da in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Produktion der hiesi­gen Gruben einmal sehr hoch und dann wieder unwesentlich war.

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