Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 16. (Budapest, 1997)

LÁSZLÓ Emőke: Skófiummal hímzett nyeregtakarók és pisztolytok a 17. századból

Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts, im Os­ten des Königreichs Ungarn oder in Sie­benbürgen entstanden. Zum Zubehör der Pferdegeschirre im 17. Jahrhundert gehörte auch die Pistole, die in einer an den Sattelkopf gehängten Tasche aufbewahrt wurde, von wo sie der Reiter mit der rechten wie mit der linken Hand prob­lemlos hervorziehen konnte. Die Pistolenta­schen wurden aus Leder gefertigt, die für den alltäglichen Gebrauch bestimmten einfache­ren Stücke waren unverziert, manchmal mit einfarbigem Samt bezogen. Die zu den Gala­pferdegeschirren gehörenden paarigen Pisto­lentaschen wurden ähnlich wie die Sättel und Satteldecken mit Metallfaden bestickt und häufig mit echten Perlen und Edelsteinen besetzt. Die Stickereien wurden mit Leder gefüttert, versteift, und die Verzierungen mit Schild- oder Rechteckform wurden wo am oberen offenen Rand der Vorderseite der Pistolentaschen befestigt, daß sie deren obere Hälfte bedeckten. Diese bestickte Deckplatte bestand, nach den erhaltenen Stücken zu urteilen, aus ein oder zwei Teilen und diente außer als Zierde auch zum Verdecken der Patronentasche. In der Schatzkammer der Burg Forch­tenstein wurden laut der Inventar von 1858 mehrere paarige Pistolentaschen aufbewahrt. 28 Davon waren vier Paar einfacher und mit Samt bezogen, zwei Paar mit Gold- und Sil­berfaden bestickt. Von letzteren ist ein ein­ziges Exemplar in der Sammlung des Bu­dapester Museums für Kunstgewerbe er­halten (Bild 6 und 7). 29 Die Pistolentasche ist stark beschädigt, das Leder ist steinhart, die bestickten Platten sind aufeinander gerutscht. Die untere der beiden bestickten Platten auf der Vorderseite diente zum Verdecken der kleinen - zumeist vier Patronen beinhalten­den - Patronentasche. Bei den besonders prachtvollen Galapferdegeschirren wurde oft auch der Zylinder für den Pistolenlauf mit samt bezogen und bestickt, wodurch die Pistolentaschen zu wahrhaftigen Meister­werken der Stickerei wurden. 30 Die Stickerei der Esterházy-Pistolenta­sche weist westeuropäische Muster auf, in der Linienführung und der Technik der Motive jedoch viele östliche Elemente und ist wahr­scheinlich eine siebenbürgische, ungarische, Arbeit. Die spiegelsymmetrische Komposi­tion der Arbeit folgt westeuropäischen Vor­bildern. Am nächsten steht ihr die Pistolen­tasche des Pferdegeschirrs, mit dem der schwedische König Karl Gustav X. (f 1600) beigesetzt wurde (Bild 8). Diese Stickerei wurde von dem Stockholmer Hofperlen­sticker Fridrich Feurbrun angefertigt. 31 Der Verfertiger der ungarischen Stickerei hatte wohl ähnliche Arbeiten gesehen, oder aber er benutzte eine allgemein bekannte Vorlage als Ausgangspunkt, dessen Blumen­motive er durch die bei den ungarischen Sti­ckereien des 17. Jahrhunderts üblichen Blu­men ersetzte. Die beiden bestickten Platten der pistolentasche haben das gleiche Muster, aber in entgegengesetzter Ausrichtung. Bei­de haben in der Mitte eine große Tulpenblüte oder einen stilisierten Granatapfel, die/der im Inneren mit einem Zweig mit Blüten und Blättern verziert ist. Auf den am Boden der Tulpe entspringenden geschwungenen Sten­gen sitzt je eine runde Blüte mit zehn Blü­tenblättern, die mit einer Blätterblüte mit drei Blütenblättern verziert ist. Beide Phantasie­blumen kamen in der alten ungarischen Sti­ckerei häufig vor. Eine Variante der Granat­apfel-Tulpe, die ihr sehr ähnlich ist, findet sich in der Saumstickerei der Altardecke der einstigen Ordenskirche in Elisabethstadt (Sie­benbürgen), 32 aber für mehr oder weniger ähnliche Varianten ließen sich noch zahlrei­che andere Beispiele nennen. Die runde Blu­me ist ebenfalls ein häufiges Motiv der alten siebenbürgischen Stickerei. Eine Variante findet sich zwischen den Blüten der Wind­rose auf der im Museum für Kunstgewerbe aufbewahrten Abendmahlsdecke aus Abafaja (heute Apalina), 33 aber auch auf den Sticke­reimusterzeichnungen der Júlia Rédei. 34 Öst­liche Einflüsse kommen auch in der Sticke­reitechnik zur Geltung. Während der Grund der Perlenstickereien mit Gold- und Silber­faden im Westen zumeist Samt war, verwen-

Next

/
Thumbnails
Contents