Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 16. (Budapest, 1997)
In Memoriam
der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (im Bereich der Merkzeichen von Goldschmieden) Teil und wurde in zahlreichen Fällen als Sachverständige herangezogen. Seit Beginn der 60er Jahre war sie eine begeisterte und gewissenhafte Mitarbeiterin der Volkshochschule Attila József, wo sie meistens über die umfassende Geschichte des ungarischen Kunstgewerbes vorlas. Ausserdem schaltete sie sich auch in die Arbeit des Instituts für Volksbildung, dessen Mitarbeiterin sie fast bis zu ihrem Tode war. Sommers ging sie aufs Land und hielt Vorträge in bekannten und angesehenen Volkskunstkolonien. Ihr Interesse galt der Volkskunst genauso wie dem Kunstgewerbe, sie fühlte sich von der Tätigkeit in der Volksbildung genauso angezogen, wie von der Museums- und Forschungsarbeit. Ihr handschriftlicher Nachlass, der die Vielfältigkeit und Vielsichtigkeit ihres Interesses strahlend wiederspiegelt, kam in das Archiv des Museums. Es handelt sich dabei um Bruchstücke, aber um sehr wertvolle Ergebnisse von sich verzweigenden, grossangelegten Forschungen. Wegen der ungeschriebenen Aufsätze sind wir ärmer geworden. Ildikó Mikes wäre gewiss dazu berufen gewesen, das ungarische Kunstgewerbe des Jugendstils aufzuarbeiten, was zu ihren Ambitionen gehörte und wovon auch die weit umfassende Materialsammlung zeugt. Wie aus dem Nachlass hervorgeht, befasste sie sich mit besonderem Nachdruck mit der Künstlerkolonie von Gödöllő und mit zahlreichen Meistern und Firmen der Jahrhundertwende (Bachruch, Thék, Szandrik, usw.). Aus diesen Quellen und Vorarbeiten werden keine Aufsätze mehr entstehen, wenigstens nicht so, wie sie Ildikó hätte schreiben können. Ruhige, friedliche Schaffensjahre waren ihr auch nach ihrer Emeritierung nicht gegönnt, sie musste für das tägliche Brot arbeiten, regelmässig Vorträge halten. Sie hoffte schon immer in den Änderungen, auch in der Änderung des politischen Systems, zu der sie - es ist wenig bekannt - mit ihrem engagierten ungarischen Bewusstsein und mit persönlichem Einsatz selbst in nicht unbeträchtlichem Mass beitrug. Die Geburt einer neuen Gesellschaft auf moralischer Grundlage, von der sie träumte und für die sie kämpfte, ist aber offensichtlich für die Zukunft geblieben, auch sie konnte es nicht mehr erleben. Sie erlag am 15. Dezember 1995 in Budapest der unheilbaren Krankheit und wurde 1996 in Mezőtúr, in der geliebten Heimat, neben ihren Eltern beigesetzt. Wir nehmen von Dir Abschied, Ildikó, ruhe in Frieden! Hilda Horváth