Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 15. (Budapest, 1995)
PRÉKOPA Ágnes: A barokk-kori Gyermek Jézus-ábrázolások néhány érdekes emléke az Iparművészeti Múzeum gyűjteményében
originalen Gnadenbild - von Jacopo Amigoni oder einem seiner Nachfolger gemalt - sitzt das Jesuskind zwischen Rosen und deutet mit seiner Rechten auf ein flammendes Herz. Das Bild wurde um 1720 für die Münchener Seminarikirche St. Gregor angefertigt. Infolge der Säkularisation verliert sich seine Spur nach 1803. Der Typus der Darstellung dagegen war zum Anfang des 19. Jahrhunderts - unter anderem durch die Tätigkeit der Herz-Jesu-Bruderschaften - in Bayern weit verbreitet, so weit, daß man das Motiv auch auf Bauernmöbeln als Verzierung der Betthäupter findet 20 . Vermutlich in der Mitte oder in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstand jenes außerordentlich anspruchsvolle und somit aus seiner Gattung herausragende - auf Pergament gemalte Heiligenbild, auf dem das Münchener Seminarikindl in einer anderen Interpretation erscheint: Das Jesuskind zeigt nicht auf sein flammendes Herz, sondern hält mit beiden Händen eine dicke Goldkette 21 (Abb 7). Man muß davon ausgehen, daß die Kopie in diesem Detail von dem originalen Altarbild abweicht und das Kettenmotiv als Folge dieser Abweichung auch auf anderen Darstellungen erscheint, so zum Beispiel auf einer Hinterglasmalerei vom Anfang des 19. Jahrhunderts 22 . Die Veränderung der Symbole und Attribute sowie ihr Bedeutungswandel - Hauptmerkmale der volkstümlichen Gattungen - lassen sich auch in der weiteren Geschichte dieses Typus verfolgen, wo sich das Motiv verändert und somit eine neue Bedeutung erwirbt. Ein anderes Stück unserer Sammlung, das zum Ende des 18. Jahrhunderts datiert werden kann, stellt die Kette bereits als Seil dar, und das ist nichts anderes als das Band der Liebe, um das es auch in der Aufschrift des Heiligenbildes geht: „Traham eos in Vinculis Charitatis" 23 (Abb. 8). Ein später Vertreter der von Hand gemalten kleinen Andachtsbilder ist ein kleines Pergamentbild von ausgesprochen didaktischer Komposition, das man eindeutig „Corpus Christi" betitlen könnte 24 (Abb. 9). Zwar wird das Rocaille bereits als unerläßliches Element der Gattung verwendet, trotzdem entstand das Bild wahrscheinlich ganz an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Links im Bild ist das in der Krippe liegende Jesuskind zu sehen, das auf sein flammendes Herz zeigt, rechts der gekreuzigte Christus, in der Mitte auf den Wolken schwebend eine von Strahlen umgebene Monstranz. Die Verkörperung (in diesem Falle die Geburt) und der Kreuzestod sind die beiden Endpunkte des Erdendaseins des Gottessohnes. Dieses zeitlich begrenzte körperliche Dasein rückt das Sakrament, der eucharistische Körper Christi, in eine andere Dimension. In der Procopius-Sammlung finden sich weitere Stücke, denen eine ähnliche Logik zugrundeliegt, es ist jedoch fraglich, ob eine eventuelle konkrete Analogie ebenso bedeutsam wäre wie bei jenen ikonographischen Typen, deren Ursprung „erforschbar" ist. Dessenungeachtet illustriert diese Darstellung auf extreme Weise einige der Hauptmerkmale, aufgrund welcher dieses kleine Heiligenbild eine eigene Gattung darstellt. In den zeitgenössischen „hohen Künsten" wäre weder eine derartige Auflösung der dramatischen Dreiheit noch eine so extrem vereinfachende Komposition der Aussage - und sei es unter dem Vorwand einer didaktischen Absicht - denkbar gewesen. Die Vielfalt der Heiligenbilder reicht von den originalgetreuen Kopien der wundertätigen Gnadenbilder bis hin zu Stücken wie das zuletzt beschriebene, bei denen die neuartige Kombination der bekannten Symbole ein System, eine eigentümliche visuelle Sprache schafft.