Vadas József (szerk.): Ars Decorativa 10. (Budapest, 1991)
SZILÁGYI András: Egy diplomáciai ajándék a 17. századból
ANDRÁS SZILÁGYI EIN DIPLOMATISCHES GESCHENK AUS DEM 17. JAHRHUNDERT DER POKAL HANS PETZOLTS IM SPIEGEL DER HISTORISCHEN QUELLEN Am 13. Juni 1612 wurde Erzherzog Matthias aus der Habsburg Dynastie, König von Ungarn und Böhmen, in Frankfurt zum Kaiser gekrönt. In seiner Person wurde jener Kandidat - der Jüngere Bruder Rudolfs IL, der bis dahin geherrscht hatte - zum Kaiser des Hl. Römischen Reiches Deutscher Nation gewählt, der dafür die meisten Chancen gehabt hat. Mithin weckte diese Wahl in den verschiedenen Teilen und Regionen des Reiches verschiedene Reaktionen, wenngleich sie auch nicht unerwartet kam. Die protestantischen Stände nahmen den Entscheid der Kurie der Kurfürsten sicherlich als ein unvermeidliches Ereignis zur Kenntnis, in anderen Kreisen wird sich wohl die Hoffnung gesteigert haben, die mit der Kaiserwahl verbunden war. Würden wir den alten, eingefleischten Stereotypen der Geschichtsschreibung und des politischen Denkens folgen, so müssten wir die sogenannten Reichsstädte, ihr öffentliches Denken und die Leiter und Lenker ihrer Politik zweifelsohne in die letztere Kategorie einreihen. Der allgemeinen Auffassung nach waren nämlich diese Städte traditionelle Verbündete, „Satelliten" des deutsch-römischen Kaisertums, der Grossmachtpolitik des kaiserlichen Hofes. Nun stellt sich für uns die Frage, ob denn in der gegebenen historischen Situation, im Jahr 1612 und im Falle der Stadt Nürnberg diese herkömmliche und im Grunde genommen stichhaltige Auffassung annehmbar sei. Dazu müssen wir vor allem die historischen Vorgeschehnisse kurz überblicken. Im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts schloss sich - wie die überwiegende Mehrheit der Reichsstädte - auch Nürnberg an die Luthersche Reformation an, vollzogen wurde dieser Anschluss 1525 in der frankischen Metropole. Dies wurde von der kaiserlichen Macht zur Kenntnis genommen und Karl V. hat 1530 mit der Deklaration des Augsburger Religionsfriedens diesen Anschluss gleichsam legitimiert. Mithin ist es keine Rede davon, dass diese Tatsache an und für sich die Reichsstädte mit der Institution des Kaisertums konfrontiert hätte. Doch das Verhältnis zwischen ihnen wurden von denneuen Ereignissen am Anfang des 17. Jahrhunderts, insbesondere aber im ersten Jahrzehnt, erheblich beeinflusst. Die protestantischen Fürsten gründeten 1608 ihre militante Organisation, die Union, die eine schwere Herausforderung einerseits für den Katholizismus, andererseits und hauptsächlich für die traditionelle kaiserliche Politik bedeutete. Denn von Anfang an war es nämlich klar, dass diese Union kraft ihres Vorhandenseins und ihrer politischen Wirkung die Interessen des Reiches, die Tätigkeit und das Ansehen seiner Institutionen beeinträchtigen wird. Die Union eignete sich zudem noch ausgezeichnet dafür, dass ihre bestimmenden Mitglieder offene und ehrgeizige politische Beziehungen zu äusseren Faktoren ausserhalb des Reiches ausbauten. Und in der