Forgács Éva (szerk.): Ars Decorativa 9. (Budapest, 1989)
VARGA Péter: Egy 17. századi karabély restaurálása
PÉTER VARGA RESTAURIERUNG EINES KARABINERS AUS DEM 17. JAHRHUNDERT Eine charakteristische Art der Handfeuerwaffen von kleinem Kaliber ist der Karabiner — die Benennung stammt aus dem französischen Wort „carabine" —, welcher sich vom Anfang des 17. Jahrhunderts in ganz Europa verbreitete und zu einem frequenten Waffentyp des Barockzeitalters wurde. Er unterscheidet sich von den verschiedenen Infanteriegewehren vor allem durch sein niedrigeres Gewicht und einen kürzeren Lauf. Ein Kunstgegenstand ausgezeichneter Qualität dieses Typs ist jene Prunkwaffe vom Ende des 17. Jahrhunderts, die aus der ehemaligen Esterházy-Sammlung stammt und seit 1948 im Budapester Museum für Kunstgewerbe aufbewahrt wird. 1 Das Grundmaterial des Laufes ist Schmiedeeisen; der Lauf ist glattgebohrt, ausserhalb oktogonal ausgebildet, am Rohrende mit verkeiltem Zielkorn versehen. Der Lauf fügt sich vom Gewehrkolben bis an die Mündung in die Birnenholz-Lagerung (vollständige Lagerung). Diese Einbettung ist mit mannigfaltiger Perlmutterund Elfenbeinintarsia verziert. Die charakteristischen und sich wiederholenden Motive dieser Ornamentik — stilisierte Blätter-, Blumen- und Rankenverzierungen bzw. Tierfiguren — sind Kerbschnittarbeiten. Die ganze Oberfläche des Kolbes der Waffe — den der Benutzer aufschultert — ist mit Bein- und Perlmuttereinlage-Verzierung ausgestattet. Auf diesem Applikationszierden ist geschnittene Ornamentik — groteske Figuren musizierenden Sirenen, Tiergestalten (Hund, Hase), Blumenund Rankenverzierung, stilisierte Granatapfelmotive — sichtbar (Abb. 14). Die Teile der Schlüsselbüchse und deren Betriebsprinzip werden durch nebenstende Abbildung illustriert. Von kunstvoller Ausarbeitung zeugen auch — unter anderem — die tauschierten Verzierungen der Schlossoberfläche. Kein Signum, kein Markzeichen sind am Karabiner zu finden. Anhand der Ornamentik der Lagerung und des Gewehrkolbens kann als bestimmt angenommen werden, dass diese Waffe gegen Ende des 17. Jahrhunderts hergestellt wurde. Unser Karabiner zeigt mehr oder weniger Ähnlichkeiten zu den im Ungarischen Nationalmuseum bzw., im Leningrader Ermitage aufbewahrten Exemplaren, die in Schlesien wirkenden Büchsenmachern zugeschrieben werden. 2 Wir sind deshalb der Meinung, dass unser bedeutendes Kunststück in der Werkstatt eines schlesischen Waffenschmieds um das Jahr 1700 angefertigt wurde. Vor der Restaurierung war der Karabiner in einem sehr schlechten Zustand. \