Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 8. (Budapest, 1984)
PEKÁR, Zsuzsa: Creussener Gefässe im Museum für Kunstgewerbe
Gefäss sichtbar: auf dem Deckel und dem Henkel des Gefässes das „Fleur de lys"artige Dekor in weisser Farbe, mit abwechselnd roten und blauen Punkten. Die stilisierten Blumen sind mit goldbemalten Beschlagwerkornamenten verbunden. Der Gefässkörper sowie der Deckel ist mit blauweissem Schrägstreifendekor versehen. Zwischen den Medaillons gibt es ein verstreutes, aus rot-weiss-blauen Punkten gebildetes Viereckmuster, in dessen Mitte noch kaum bemerkbare Goldreste zu finden sind. Das Gefäss ist in einem sehr schlechten Zustand. Der untere Teil ist gesprungen, geleimt, aus der Kante fehlen Stücke. Der Deckel ist geleimt, und müsste ergänzt werden. In der Fachliteratur ist bis jetzt nur ein einziges Gefäss im Schloss Frauenberg von dieser Form bekannt, wurde von R. Just im Jahre 1960 beschrieben. Es ist ein gehenkeltes Deckelgefäss mit dem Allianzwappen der Fürsten von Eggenberg und der Markgrafen von Brandenburg, Bayreuth, mit der Jahreszahl 1656, und wurde bis jetzt als „Unikates Kreussener Erzeugnis" betrachtet. „Der flachkonische Deckel, an dem die Goldfolien-Verzierung noch frisch erhalten ist, wurde nach dem Brand mit Löchern versehen, mittels welchen dann der Daumendrücker und der Verbindungssteg zum Henkel befestigt wurde." 34 Dieselben Löcher sind auch auf dem Budapester Gefäss aufzufinden. Das Prunkgefäss ist mit reich gravierter Silbermontierung versehen und zeigt ausser der dekorativen Flachbemalung sechs, mit Reliefketten umrahmten Medaillons, davon zwei mit dem Allianzwappen und buntem Kerbschnitt. Das gehenkelte Budapester Gefäss hat dieselbe Form, es wirkt nur in der Ausführung bescheidener, obzwar die Möglichkeit besteht, dass es auch mit Silber montiert war. Der Kerbschnitt war im Rheinland schon im 16. Jahrhundert bekannt, in Siegburg um 1570—80 zum erstenmal verwendet 35 . In Creussen erscheint der Kerbschnitt vor 1625, wurde wahrscheinlich von Lorenz Speckner als eine praktische Lösung verwendet um einen handfesten Griff zu sichern. Bunt bemalt wurde es einer der beliebtesten und meist angewandten Dekors, da es keine besondere Malkunst erforderte. Wenn man die Jahreszahlen der datierten Wappengefässe aneinanderreiht, ergibt sich, dass der farbige Kerbschnitt von 1628 bis 1649 an den Wappengefässen ständig wiederholt wurde. Die vier angemalten Dekors erscheinen aber in dieser Zusammenstellung erstmals in 1649 auf dem Budapester Deckelgefäss und wiederholen sich das nächstmal in 1656 auf dem Prunkgefäss im Schloss Frauenburg. Die gleiche Form, die parallel erscheinende Ornamentik der beiden Wappengefässe weisen auf den selben Meister hin, und nach den geschichtlichen Daten können wir mit grösster Wahrscheinlichkeit behaupten, dass beide Henkelgefässe aus der Werkstatt Lorenz Speckners stammen. Nach Angaben Krölls 3G hat sich L. Speckner nach der Verwüstung Creussens im Dreissigjährigen Krieg, in 1633, für zwei Jahre nach Kulmbach begeben. Es ist anzunehmen, dass er dort die Aufmerksamkeit des Markgrafen Christian von Brandenburg auf sich zog, dessen Tochter Anna-Marie, den Fürsten J. A. von Eggenberg, Herzog von Krumau in Böhmen, geheiratet hat. Die Bestellung des Prunkgefässes mit dem Eggenberg-BrandenburgWappen, bei dem derweil berühmt gewordenen L. Speckner könnte durch die früheren Beziehungen erklärt werden. Da das Gefäss in Budapest mit sieben Jahren dem Prunkgefäss vorangegangen ist, kann man vermuten, dass es als Modell diente.