Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 8. (Budapest, 1984)

PEKÁR, Zsuzsa: Creussener Gefässe im Museum für Kunstgewerbe

den ausgebildete Ovalfelder, die mit je drei, horizontal gesetzten Auflagen belegt sind. In der Mitte von zwei parallel stehen­den Ovalfeldern wurde je eine Szene in Plakettform der babylonischen Py ramus und Thisbe-Legende angebracht. Im drit­ten Mittelstück sehen wir die Verkündi­gung der Hl. Jungfrau, im vierten Maria mit dem Kind und die Figur eines Geist­lichen mit Doppelkreuz. Es sind seltene Darstellungen, dooh ohne jeweiligen Zu­sammenhang. Der obere Teil der Ovalfelder wurde mit denselben, im Halbkreis gerahmten Maskaronen besetzt, und im unteren Teil wechseln rechteckige und rautenförmige Beschlagwerkornamente. Die Schraubfla­sche ist in gutem Zustand, nur die vermut­liche Zinnmontierung fehlt, und der Fuss­rand, so wie der Lippenrand sind stark ab­gebröckelt. Die Pyramos und Thisbe-Legende aus den „Metamorphosen" Ovids wurde im Deutschland in den 16—17. Jahrhunderten dramatisch neubearbeitet. So erscheint sie auch in der plastischen Kunst, z. B. in fort­laufenden Bildern auf einer Reliefzinn­platte im französischen Stil, von einem unbekannten Meister um 1600. 1/ * Die Mo­tive und Themen des Reilefzinns und der Creussener Kunst zeigen im 17. Jahrhun­dert eine grosse Verwandtschaft. H.-U. Haedeke behauptet, dass die Vorlegebücher für Kunsthandwerker von Künstlern bzw. Ornamentstechern hergestellt wurden : „Die Schmuckmotive wurden durch Ku­pferstich oder Holzschnitt vervielfältigt, und als Einzelblätter oder in Musterbücher feilgeboten". Diese Model wurden von Goldschmieden und Töpfern, Zinngiessern und Möbelschnitzern gleichfalls ange­wendet. 15 Die sächsischen Reliefzinngiesser be­schafften sich rechteckige Plaketten ver­schiedener Art, die sie laut Haedeke „nicht immer ganz sinnvoll und ihrem gedank­lichen Inhalt entsprechend verwendeten". 16 Wir sehen dieselbe Erscheinung auch in der Creussener Kunst. Die Motive wurden besonders am Ende des 17. Jahrhunderts ohne jeweiligen Zusammenhang an den Gefässen angebracht. Die Modelplaketten, die von sächsischen Reliefzinngiessern ver­wendet wurden, stammten zur grössten Teil aus Nürnberger Werkstätten. 17 Creus­sen steht auch im Ausstrahlungskreis Nürnbergs, daher die Verwandtschaft mit der Reliefzinn-Dekoration. Eine Analogie der im Halbkreis ge­schlossenen Maskarons finden wir z. B. auf einer vierseitigen Schraubflasche im Stadt­museum Bayreuth, deren Ovalfelder auch dreistufig ausgebildet sind, und von Prof. Kró'ZÍ vor das Jahr 1620 bestimmt wurde. 18 Der Model des Maskarons wird im Stadt­museum Bayreuth aufbewahrt. 19 Die- Be­schlagwerkornamente, der Kettenfries und die Karyatiden sind dieselben wie auf der Schraubflasche mit den Widderkopf-Kar­tuschen. Obwohl zwischen den beiden Schraub­flaschen eine unbedingte Verwandschaft besteht, gibt es auch wesentliche Unter­schiede in Farbe, Material und Brand. Die Farbe des Scherbens bei der Flasche mit Widderkopf ist grau-bräunlich, bei der Pyramos und Thisbe-Flasche dagegen röt­lich. Der Boden ist bei der ersteren grau, zeigt keine Salzglasur, und die Form der Trennscheibe ist verschwommen. Die der zweiten dagegen ist die Standfläche ebenso glänzend und von derselben Farbe wie die Wände, nur der scharfe Brandfleck ist glanzlos. Die Wandung der Pyramos-Fla­sche hat zwar denselben Farbton wie die der Flasche Inv.-Nr 4823, ist nur etwas heller und stärker granuliert. Es wäre gewagt nach alldem auf den Meister der Pyramos und Thisbe-Flasche zu folgern. Laut einer trefflicher Mittei-

Next

/
Thumbnails
Contents