Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 7. (Budapest, 1982)

GOMBOS, Károly: Ein persischer Wandteppich aus dem 16. Jahrhundert

Zeichnen und Malen bei, der auch Minia­turen malte, sogar auch Teppichentwürfe gezeichnet hatte. Sultan Muhammed Mi­niaturmaler stammt aus Aserbaidschan (geb. um 1490), wirkte bis ungefähr Mitte des 16. Jahrhunderts. Die Residenz des persischen Safawi­dendynastie (1502—1722) war damals in Tebriz, welche Stadt von Miniaturmalerei und Teppichkunst berühmt war. Da Sultan Muhammed thematisch gleiche Miniaturen dargestellt hatte, und stellt auf einem seiner Gemälde ähnlichen Hofempfang (Med­schlis) vor, welches in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstand, wonach man die Vermutung fasst, dass der Entwurf unseres repräsentativen Wandteppichs Meister Sul­tan Muhammed oder seine Schüler verfer­tigt hatten. 8 Das wir die Datierung des Tep­pichs in die erste Hälfte des 16. Jahrhun­derts tun, begründen wir damit, dass die Bekleidung des jungen Schahs, der Hof­leute, Musikanten, Tänzer und Diener auf die Mode vor den Jahren 1550—60 hin­weist. Der Hofempfang findet im Garten des Schahs statt, wo der Herrscher die Hof­leute, die Künstler, Wissenschaftler und Poeten als Gast empfängt. Das ist also kein üblicher Schmaus, wie man das früher ver­mutet hatte. Der Schah sitzt auf einem Thron, über seinem Haupt ein Zelt, sein Gewand ist purpurrot, bis der von den anderen gelb oder grün, und auch ihr Tur­ban nicht so pompös wie der des Schahs, Der junge Herrscher verfügt über ein Ge­sicht, seine Erscheinung majestätisch, auf dem Haupte typischer safawidischer, spit­ziger Turban mit Federbusch und Edel­steinen (Abb. 2). Diese Art von Turbanen ist nach den 1550 Jahren nicht mehr in Mode, und kommt auf den damaligen Mi­niaturen nicht mehr vor. Der Schah wird von knieenden und sich beugenden elegan­ten, schönen Jünglingen bedient, die ihn Obst und Getränk anbieten. Der Teppich­künstler hielt streng die Vorschriften des persischen Hofetiketts ein: der Schah er­scheint abgesondert von den einfachen Sterblichen, sich emporhebend; in einer gewissen Entfernung befinden sich die Personen in niedrigerem Range, die Ein­geladenen, Musikanten, Tänzer, Diener, Köche und Boten (Abb. 3). Das unausblei­bliche Requisit des persichen Gartens sind das Lebenswasser, das Bächlein, der Springbrunnen — das irdische Paradies —, doch auch diese sperren die niedrigen Stände gegenüber den Herrscher ab. Die Teilnehmer des Festmahles sitzen im Gras, unter Blumen und Büschen. Der Garten ist voll von blühenden Bäumen und Büschen, mit Singvögeln; im Rasen liegen Krüge, Schüsseln, Mundtücher und ge­schlossene Gefässe. Die am Empfang er­scheinenden Gäste unterhalten sich zwang­los, hören sich Musik und Dichtungen an, schauen den Tänzern zu, bieten einander Getränke an. Die Teilnehmer des Festmah­les sind meistens Jünglinge mit schönem Gesicht — der ideale persische Menschen­typ —, doch findet man unter ihnen auch ältere, bärtige Männer. Die Darstellung der Personen ist skiz­zenartig, die ganze Komposition ist so, als ob jemand es aus Vogelperspektive be­trachtete. Der Entwurf des Teppichs ist meisterhaft, da der Künstler nur im Mit­telfeld 25 Personen untergebracht hatte, und noch dazu die sämtlichen Requisiten des Gastmahles, doch ist die ganze Dar­stellung bewegt und überblickbar. Auf dem persischen Wandteppich sind drei Welten dargestellt worden, dies ent­spricht der mittelalterlichen Weltauffas­sung der Perser. In der Mitte der Schah und um ihn die Welt der Perser, d.h. der Hof und das Leben der Vornehmen; auch der schmale innere Streifen mit dem Wild­garten symbolisiert das Land der Perser.

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