Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 6. (Budapest, 1979)
CSERNYÁNSZKY, Mária: Kasein „cum cruce veneciana"
den italienischen Textilien zwei zu unserer Gruppe. Mit Ausbreitung der Reformation wurde die dortige Marien-Pfarrkirche schon früh der evangelischen Konfession übergeben. Infolge der veränderten Liturgie wurden die prachtvollen Ornate nur selten bei besonderen feierlichen Gelegenheiten benützt. So blieben sie in gutem Zustand und in Originalform erhalten. Sie kamen berechtigt in das Museum als Leihgabe. Nur aus Photographie ist uns die ehemalige Kasel, einst in Nagybobróc (heute: Bobrovce) bekannt. Auch der schlechte Zustand der Stickerei kann die Feinheit der Zeichnung der Figuren nicht abschwächen. Auf dem einen Querbalken möchten wir den Gekrönten für König László halten. Es ist auch möglich, dass die beiden Halbfiguren den heiligen französischen König Ludwig IX. und den heiligen Bischof Ludwig von Toulouse, aus dem Hause Anjou, verkörpern. Letzterer ist der Enkel des Arpadenkönigs Stephans V. Diese unsere Aufzählung ist keineswegs eine vollständige Sammlung der behandelten venezianischen Stickereien; wir versuchten ausschliesslich die bekannteren, bildlich veröffentlichten, auf Ausstellungen und in der Fachliteratur vorgeführten Stücke zusammenstellen. Abgesehen von den beiden wichtigsten Kasein mit „ungarischen Heiligen", geben wir im folgenden auf Detailuntersuchungen nicht ein; wir weisen nur auf ihre Characteristica hin. Sie sind einander ähnlich, aber noch innerhalb dieser Ähnlichkeit weist eine Gruppe auf eine gemeinsame Werkstatt hin, für die die künstlerisch qualitätsvolle Zeichnung und die aus4. KASEL NR. 2. UNGARISCH UM 1480—90, MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE 5. KÖNIG LADISLAUS (LÁSZLÖL DETAIL DER KASEL NR. 2. gezeichnete Ausführung der Stickerei bezeichnend ist. Es gleichen sich die Dreikuppelnischen-, die geometrischen bzw. Palmetten-Hintergründe in Goldlegetechnik, die feine Nadelmalerei in den Gesichtern, die schattierten schönen Faltenzüge der Gewänder in Lasurstickerei. Der 17