Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 6. (Budapest, 1979)

CSERNYÁNSZKY, Mária: Kasein „cum cruce veneciana"

MÁRIA CSERNYÁNSZKY KASELN „CUM CRUCE VENECIANA" Abgesehen von ihrem Eigenwert sind die mittelalterlichen Tafelbilder ein unent­behrlicher, illustrierender Auskunftgeber für verschiedenste kulturhistorische Ge­biete. Ihre Untersuchung ist auch für die Textilgeschichte wichtig und ergebnisreich. So erhielt man z. B. für Bearbeitung der Seidenstoffe und der kleinasiatischen Tep­piche durch ihre Darstellung auf Tafel­bildern sicherer Datierungsmöglichkeiten. Für die Stickereien an kirchlichen Texti­lien erwiesen sich Darstellungen von Hei­ligen im Ornat auf venezianischen Bildern des späten Quattrocento und des frühen Cinquecento als wichtige Quelle. Ruth Grönwoldt 1 hat den veneziani­schen liturgischen Stickereien,- die auf Gemälden erscheinen, eine gründliche, reich illustrierte Studie gewidmet. Dabei fielen ihr zwei häufig vorkommende Ar­kadentypen auf: den einen mit drei Kup­peln, bringt sie mit San Marco in Ver­bindung; den andern, mit einer einzigen Kuppel, leitet sie von S. Maria de'Mira­coli ab. Von den Baldachinformen des „San Marco"-Typus fand sie fünf Varian­ten; auch stellte sie fest, dass Cima da Conegliano erst nach seinem Aufenthalt in Venedig — von 1492 an — auf seinen Bildern Paramentenstickereien mit Kup­peln wiedergab, und zwar solche vom „San Marco"-Typus. Für die Nischen von „Mi­racoli"-Typus bringt sie drei Varianten. Die aufgrund ihrer Darstellung an Gemälden von ihr untersuchten, erhalten­gebliebenen Paramentenstickereien sind bestimmt nach Venedig, bzw. in dessen Einflussbereich zu lokalisieren. Mit solchem Dekor geschmückte, er­haltene Kasein sind innerhalb unseres un­garischen Denkmälerbestandes in erfreu­licher Anzahl vorhanden, zum grösseren Teil gehören sie dem „San Marco"-Typus an. Im weiteren bemühen wir uns, die Beschreibungen eines alten Inventars mit diesen Textilien venezianischen Dekors in Verbindung zu bringen, und durch sie die alten Texte lebendig zu veranschaulichen. Nach der Katastrophe von Mohács (1526) beeilten sich die Kirchen und Klöster der gefährdeten Komitate, ihre Dokumente und Wertgegenstände in ent­ferntere Burgen und Städte in Sicherheit zu bringen: so wurden in weiterem die Burgen von Ecsed und Trencsén (heute: Trencin), die Städte Pozsony (Pressburg, heute: Bratislava) und Kassa (Kaschau, heute: Kosice) zu wichtigen Sammel­plätzen. 11

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