Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 6. (Budapest, 1979)
BATÁRI, Ferenc: Neuerwerbungen vorderasiatischer Teppiche (1973—1977)
menden Erzeugnissen handeln durften, und diese Tätigkeit auf den Jahr- und Wochenmärkten, jasogar in ständigen Läden ausüben konnten. 1 "' Wir besitzen auch Angaben über unmittelbare Einkäufe der siebenbürgischen Fürsten aus der Türkei, so z. B. enthalten die Rechensbücher von Gábor Bethlen diesbezügliche zahlreiche Daten. Diese Bücher sind in ungarischer Sprache geführt worden, hie und da mit lateinischen Eintragungen: „Anno Domini 1622 post augustum" ... Herr Pál Keresztesi hatte in Konstantinopel für seine Majestät eingekauft: 6 persische Teppiche für 135 Thaler, 11 blaue türkische Teppiche „asperos 12.000", 2 grosse Seidenteppiche für 238 Thaler, wiederum 2 grössere für 340 Thaler, 8 kleinere Seidenteppiche „asperos 14.000", 2 Kamelhaar-Kilim für 30 Thaler ... „Anno Dni 1624 die 5 martii, generosi domini Volfgangus Chierenyi et Michael Toldalaghi solemnes legati Constantinopolim Cassovia expediti, ibi in rationem suae serenitatis mercati sunt" 10 persische Teppiche 900 Gulden ... „Anno 1625 circa diem 25 decembris" ... Herr Pál Keresztesi brachte diese Einkäufe aus Konstantinopel . .. ich kaufte 25 Teppiche für 300 Gulden, ich kaufte 25 Kotzen für 75 Gulden. 15 Im Laufe des 18. Jahrhunderts hatten sich die archivalischen Daten bezüglich der Teppiche wesentlich wermindert. Mit dem Rückgang der orientalischen Teppichmanufaktur parallel sank auch der Anspruch auf diese; die Gleichgültigkeit hatte sich auch dadurch gesteigert, dass der Orientteppich für den Geschmack des Rokoko und des Klassizismus fremd war, und erst in der Romantik des 19. Jahrhunderts hatte der Orientteppich seinen gebührenden Platz wieder eingenommen. Am Ende des 19. Jahrhunderts in dem sich zur Weltstadt entwickelndem Budapest und in den grösseren Provinzstädten wurden von den neugegründeten Firmen die für die Orientteppiche allgemein steigernden Ansprüche durch unmittelbare Einfuhr befriedigt. Das kunsthistorische Interesse nach Teppichen begann sich erst im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts zu entfalten. Unter den ersten Sammlern und wissenschaftlichen Aufarbeitern der Orientteppiche finden wir unser Museum für Kunstgewerbe. Die erste Ausstellung hatte im Jahre 1887 im Rahmen der Vorstellung der Sammlung des Bischofs Arnold Ipolyi stattgefunden. 16 Grosses Aufsehen erregte die Ausstellung türkischer Teppiche im Jahre 1914, wo die aus öffentlichen und Privatsammlungen stammenden 358 Exemplare auch das Interesse ausländischer Fachleute erregt hatte, diese Ausstellung war sozusagen die erste, aus türkischen Teppichen zusammengestellte in Europa, und dem gemässe grosszügige Vorstellung wurde seitdem — ausser der Türkei — noch nie organisiert. 17 Ausstellung persischer Teppiche kam erst im Jahre 1936 zur Schau. 18 Das Museum für Kunstgewerbe hat aus seiner bedeutend entwickelter Teppichkollektion nach dem zweiten Weltkrieg einerseits in eigenen Räumen, anderseits in ungarländischen Provinzmuseen, sogar zu einer Gelegenheit im Ausland (Graz) Expositionen zusammengestellt. Zum Anlass des im Jahre 1975 in Budapest stattgefundenen V. Internationalen Kongresses für türkische Kunst organisierte Teppichausstellung erweckte das Interesse so der östlichen wie auch der westlichen Fachleute. Die Ansehnlichkeit unserer Teppichsammlung beweist, dass der World of Islam Trust auf seiner weltweit wertvollsten „The Art of Islam"-Ausstellung vier türkische Teppiche unserer Kollektion vorgestellt hatte. 19