Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 5. (Budapest, 1977)

SZILÁGYI, András: Zwei Reliefs nach Kompositionen Michelangelos

a troubled inner glow, and seem envelopp­ed in a light mist which renders their con­tours fluid . . . the outlines become some­what loose and the forces which formerly swelled them diminish and even vanish". 5 Ebenso erfolgt aus der skizzenhaften Art der Darstellung, dass die Szene „unabhän­gig von jedem bestimmten Raum aus dem Papier hervortritt". 6 Volterra schuf unter Verwendung dieses Blattes eine grosszügige, dabei typisch ma­nieristische Komposition, in der die Stil­merkmale der Spätwerke Michelangelos und die Besonderheiten des graphischen Blattes in den Hintergrund gedrängt wer­den. Die Gestalten zu beiden Seiten des Kreu­zes — besonders die eine mehr oder weniger geschlossene Gruppe bildenden auf der lin­ken Seite — fügen sich nur locker und unbestimmt der Bildmitte ein. Dies fällt besonders auf, wenn man die Komposition mit Darstellungen ähnlichen Inhalts aus der Barockzeit vergleicht. Auf diesen wer­den die Begleitfiguren durch Standort und Haltung zu organischen Gliedern der ein­heitlich geschlossenen Komposition/ Da­gegen erscheinen an Volterras Werk die Trauergestalten abgesondert von der aus Michelangelos Zeichnung übernommenen Mittelgruppe. Von den erwähnten Werken steht das Wachsrelief der Casa Buonarroti dem Vor­bilde Michelangelos näher. Hier wird dank der Gefügigkeit des weichen Materials in der Darstellung bei weniger harten Kon­turen eine der Zeichnung ähnliche Wir­kung erreicht. Die Komposition Volterras wurde bald nach ihrem Entstehen äusserst volkstüm­lich. Zahlreiche fast zeitgenössische und spätere Varianten zeugen davon — es ge­nügt, auf zwei Reliefs des Victoria and Al­bert Museums in London — ein vergoldetes Bronze- und ein Terracottarelief, sowie auf eine Elfenbeinschnitzerei im Palazzo Pitti in Florenz hinzuweisen 8 (Abb. 5). Unter diesen verdient vor allem diese letztere Aufmerksamkeit. Hier veranlasst die Kunstgattung selbst eine sorgfältige Aus­arbeitung der Details und eine minutiöse Oberflächengestaltung. Auf dem Elfenbein erscheinen gewisse bildnerische Lösungen stärker betont, die auf den früheren Va­rianten des Themas weniger zum Ausdruck kamen. Der kraftlose Leichnam steht mit den ihn umringenden, grossen Kraftauf­wand und komplizierte Gebärden zeigen­den Gestalten in eigenartigem Gegensatz. Um Betonung dieses Kontrastes war weder Michelangelo in der Zeichnung, noch Vol­terra in dem Relief bestrebt. Auf dem Pitti-Relief hingegen wird er durch sorg­fältige Modellierung der hier erschlafften, dort stark angespannten Muskeln betont. Auch eine reichere Variierung des Gefühls­ausdrucke bei den Begleitpersonen wird durch die erwähnten Eigentümlichkeiten der Bearbeitung hier erreicht. Die Komposition der Kreuzabnahme von Volterra erscheint auch auf einigen Werken des 17. Jahrhunderts. Ihr Weiter­leben ist auch unter den Denkmälern der Barockskulptur in Ungarn nachweisbar. Im Jahre 1662 entstand der Szelepcsényi-Altar der Kathedrale von Nyitra (Nitra, Tsche­choslowakei). Er ist das Werk des aus Salzburg stammenden Bildhauers Johann Pernegger. Dieses mehrfigurige Relief stellt auch die Kreuzabnahme dar, es ist eine getreue Kopie der Komposition Volterras. 9 Von Bedeutung ist für uns in erster Linie das Format des Reliefs, d. h. die Rahmung 1. KREUZABNAHME, ELFENBEINRELIEF, MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE, BUDAPEST. SÜDDEUTSCH, ENDE DES 18. JHS. 44

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