Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 5. (Budapest, 1977)

WEINER, Piroska: Deutsche Exlibris

auch in der Exlibriskunst Unvergängliches schaffenden Max Klinger wird als Vorläu­fer des Jugendstils betrachtet, obzwar sei­ne Kunst sich nur in einigen Zügen dazu knüpft, doch sind seine Exlibris inhaltlich, wie auch in der Ausführung, hervorragen­de Werke. Max Klinger verfertigte am En­de des Jahrhunderts das Exlibris ,,Lo sono io" und das Beethoven-Porträt darstellende Exlibris, beide sind Radierungen, das letz­tere mit Kupferstichtechnik gemischt. Das ergreifende Beethoven-Porträt wurde ur­sprünglich für die Musikbibliothek Peters geschaffen, die Variante für H. Hinrich­sen ist der vierte Zustand des Blattes (Abb. 18) . In seinem für sich gezeichneten Ex­libris bietet Klinger die Bewunderung der Natur ausdrückend, auch gleichzeitig die Schönheit des menschlichen Körpers und der Landschaft dar (Abb. 17). Um die Jahrhundertwende erscheint auch in der deutschen Graphik der — dem Ursprung nach englische — Jugendstil, dem der Präraffaelitismus vorgeht. Einige Fachleute nennen den Graphikstil der Jahrhundertwende ,.neuenglischen Stil", doch richtiger ist vielleicht deren Ansicht, welche die um die Jahrhundertwende im Gange gebrachten künstlerischen Tenden­zen als „moderne Richtungen" zusammen­fassen. Immer neuere Techniken kommen zum Vorschein: Zinkätzung, Linostich. Hans Thoma z.B. wendet mit Vorliebe die Zinkographie und die Algraphie, d.h. den Aluminiumstich an. Die deutschen Ex­libriskünstler dieser Epoche kolorierten ihre Werke gern. Eine Abwechslung brachte — schon im Geschmack des 20. Jahrhunderts — Franz Marc zum Vorschein: als Künstler der farbigen abstrakten Kompositionen verfertigte er nur etliche Exlibris (Abb. 19) , die mit der Klarheit der Linienfüh­rung wirken; ferner Max Slevogt, aus des­sen gewaltigen Lebenswerk wir nur weni­ge Exlibris kennen, doch diese, sowie sei­ne Zeichnungen, sind von bravourvollem, überragendem Wissen und von geistreicher Flottheit charakterisiert (Abb. 22). Hans am Ende stellte neuartige Exlibris her, die durch schöne Zeichnungen bekannt und volkstümlich geworden sind (Abb. 16). Die Exlibris von Felix Hollenberg sind mei­stens Radierungen, einige auch Zinnätzun­gen. Das Exlibris für Ehrhard (Abb. 20) stellt die stimmungsvolle, reizende Land­schaft dar, den Rechberg bei Gmünd, den Geburtsort des Eigentümmers. Verhältnis­mässig grosses Format, reich an Ton, cha­rakterisieren das nicht ganz für exlibris­artig gehaltene, sondern mehr für bildar­tige Werk. Ludwig Hohlwein, der Pionier der neuen deutschen Plakatkunst seiner Zeit, mit seiner frappanten Sehens- und Darstellungsart, wirkte in weitem Kreise. Diese Exlibris stehen nicht auf dem Ni­veau seiner Plakaten, doch bedeuten jene einen merkwürdigen Farbfleck (Abb. 21). Die Stilrichtungen des 20. Jahrhun­derts tauchten nacheinander in der Ex­libriskunst auf. Die Zahl der Künstler wird immer mehr, deren Aufreihung sozusagen unmöglich wäre, doch sollen wir den Na­men Michel Fingestens erwähnen, dessen Kunst in unserer Sammlung reich vertre­ten ist. Seine phantasievolle und bewusste Kunst widerspiegelt schon die Anschauun­gen unseres Jahrhunderts. Er zeichnete mehrere Exlibris im Themenkreis der Mu­sik (Abb. 25). Mit ausgezeichnetem Sorg­falt bewirkte er, neben der Radierung, die Algraphie. E. R. Vogenauer, als Mitarbei­ter der Berliner Reichsdruckerei, verfertig­te zwischen 1918—1924, unter Picassos Einfluss, die kubistischen Exlibris-Radie­rungen und -Kupferstiche (Abb. 24). Wie in anderen Ländern, so auch in Deutschland wird das Sammeln durch die 160

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