Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 5. (Budapest, 1977)
WEINER, Piroska: Deutsche Exlibris
Die ersten vervielfältigten deutschen Buchzeichen waren Holzschnitte. Diese Technik war in China schon im 9. Jahrhundert bekannt, in Europa hat man Versuche damit erst im 14. Jahrhundert begonnen. Bezeichnend ist für die deutsche Bibliophilie, dass wir einige HolzschnittExlibris schon aus den Zeiten vor 1500 kennen. Das Exlibris des namhaften Fachschriftstellers Dr. Georg Burchard (Abb. 1) wurde im Jahre 1900 verfertigt nach dem Holzschnitt von Michael Wolgemut vom Jahre 1493, als Handdruck auf altes Papier, so ist das ein Beispiel der Schätzung frühzeitiger Kunst und technisches Verfahren. Die deutschen Exlibris wurden mit Vorliebe handbemalt. Am Anfang des 16. Jahrhunderts verfertigte man schon Holzschnitt-Exlibris mit Jahreszahl versehen. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erreichte diese Kunstart ihren Höhepunkt, in erster Linie in der Kunst Albrecht Dürers. Ausser seiner Werke schöpften die Meister der Dürer-Schule, die sog. Kleinmeister, erstrangige Blätter. Unter den Dürer zugeschriebenen Werken steht auf prominentem Platz das Tscherte-Exlibris (Abb. 2), dessen Nachdruck durch das Sammeln Prof. Soó's in unser Museum kam. Sein kräftiges, schönes, klares Zeichnen, seine sichere Linienführung ist auf unserem Exemplar vollständig geniessbar. Dürer lernte den „königlichen Baumeister der Niederösterreichischen Lande" Johann Tscherte in Nürnberg kennen. Bekannt ist noch seine Exlibris-Variante, verfertigt für Tscherte um 1521 mit dem Namen des Eigentümers. Auch die Fachliteratur reiht dieses Examplar unter die schönsten Stücke der Exlibriskunst ein. Die Holzschnitt-Exlibris der Nürnberger Renaissance sind klassische Schöpfungen dieser Kunstart. Doch über die Geschichte des deutschen Exlibris sprechend müssen wir die Exlibris der Klosterbibliotheken getrennt erwähnen. Diese typischen Schaffungen sind seit dem 15. Jahrhundert verfertigt worden, immer die charakteristische Technik und den Stil der Epoche anwendend, diese Gruppe der Exlibris mit Bibliothek-Darstellungen bietet uns auch kulturhistorische und wissenschaftsgeschichtliche Lehre. Unsere Sammlung bewahrt einige wertvolle Stücke aus diesem Typus, jedoch nur aus dem 18. Jahrhundert, von denen wir einige schöne Exemplare in Kupferstich präsentieren (Abb. 3—8). Die Besonderheit des ScharnoExlibris steht darin, dass es ein Werk einer Frau ist: eine Seltenheit in diesen Zeiten (Abb. 9). Das Schlegel-Exlibris (Abb. 5) mahnt schon an Klang der Romantik. Die Exlibriskunst des 18. Jahrhunderts wird durch das gewaltige ExlibrisMaterial von Daniel Chodowiecki gekrönt. Einer seiner schönsten Blätter ist sein für sich im Jahre 1777 verfertigtes Exlibris, ein Kupferstich, die Mutter-Natur darstellend, die ihre Kinder, die Künste nährt. Die im 17. Jahrhundert in den Vordergrund tretende Kupferstichtechnik wurde im 18. Jahrhundert sozusagen alleinherrschend und meldet sich auch inhaltlich mit neuem Typ, undzwar mit allegorischen Darstellungen. Vorangehend finden wir beinahe ausschliesslich nur wappenartige Lösungen, angefangen mit handgemalten Wappen, die man als Vorläufer der Exlibris betrachten kann. Seit dem 18. Jahrhundert wird immer häufiger die allegorische Darstellung, welche den Interessenkreis, die Beschäftigung des Eigentümers widerspiegelt, meistens von mythologischen Gestalten umringt, und am Ende des Jahrhunderts reihten sich oft dazu die Zierelemente des sog. Zopfstils. 158