Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 5. (Budapest, 1977)

PETNEKI, Áron: Silberlöffel aus Polen

Da die Löffel nicht nur einen Ge­brauchswert, sondern vor allem Edelme­tallwert besassen, wurden sie in Gefahr von den Bürgern versteckt. Auf dem Hauptplatz von Nieszawa wurden im Jah­re 1963 unter dem Grund eines Hauses in einem Tontopf, ein Silberpokal, ein Dolch und neben einem Stück eines Gürtels 5 mit Wappen verzierte Silberlöffel ausge­graben. 32 Nicht nur einzelne Bürger verfügten über Silberlöffel, sondern auch der Stadt­rat selbst als Körperschaft. Der Stadtrat von Krakau hatte gegen 1451 14 Silber­löffel.'' 3 Solcher städtische Löffel konnte auch das in Breslau verfertigte Stück sein, dessen Inschrift: „RATHS. KLEINOD. IM. WERDER. 1687" entweder an Werder in Brandenburg oder Marienwerder (Kwid­zyh) deutet. 3 ' 1 Die Stadt gab auch Löffel als kollektives Geschenk. Ein Beispiel da­für ist der Löffel, der über polnische histo­rische Beziehungen verfügt, aber in Un­garn, in Iglö (Zipser Neudorf) verfertigt wurde und der auf dem Übergang von der runden Laffe in den sechskantigen Stiel mit dem gegossenen polnischen Adler und mit der folgenden Inschrift verziert wur­de: „XIII. OPP. off. Ao. 1647. I: O:". 35 Von den Löffeln berichten nicht nur die schriftlichen Quellen, auch ihre Dar­stellungen auf Bildern ist erhaltengeblie­ben. Veit Stosz schnitzte den neben dem Becher und Messer liegenden Silberlöffel auf dem Flügel des Hauptaltars der Ma­rienkirche zu Krakau, der die Geburt Ma­ria darstellt, ganz genau aus 30 (Abb. 4). Auf dem Altarflügel der Pfarrkirche zu Olkusz von 1480 können wir die Darstel­lung des Gebrauchs eines Löffels wieder im Zusammenhang mit der Geburt Maria sehen. Eine Magd gibt der im Bett liegen­den Anna zu essen. 3 ' Auf den aus dem Jahre 1510 stammenden, im Jahre 1944 verbrannten Altarflügeln zu Ceglów stell­te der Pictor Lazarus das Festmahl des Heródes dar. Heródes hält einen Löffel in der Hand, der andere liegt auf dem Tisch. 38 Eine Holzschnittillustration eines der Wer­ken von Mikolaj Rej zeigt den reichen Mann, der eben mit seinem Löffel aus dem vor ihm stehenden Teller schöpft, beim Mittagessen 3 " (Abb. 5). Auch die Darstel­lung des Barocklöffels ist auf einem Bild erhaltengeblieben, das Tommaso Dolabel­la zugeschrieben wurde und die Geburt Maria darstellt. Auf der linken Seite, auf einem bedeckten kleinen Tisch ist ein Sil­berlöffel mit seiner gewölbten Laffe deut­lich zu erkennen/ 0 Ausser der polnischen Quellen erwäh­nen auch ungarische Aufzeichnungen die Beliebtheit der polnischen Löffel über die Grenze. Im Nachlass der Frau von János Dániel aus dem Jahre 1596 in Selmecbánya (Schemnitz) sind 12 Stück polnische Silber­löffel aufgezählt. Es handelt sich wahr­scheinlich um ein oft vorkommendes Be­steck, das mit den 12 Aposteln, den Zei­chen des Zodiakus oder Königsfiguren ver­ziert wurde/' 1 Aber auch auf Ungarn be­zügliche Löffel sind in polnische Samm­lungen gelangt, wie z.B. ein Löffel mit dem Báthori-Wappen aus dem 16. Jahr­hundert, der vor dem Krieg dem War­schauer Nationalmuseum gehörte/' 2 Die Vernichtung der Löffel wurde — wie Marekowska schreibt — nicht nur durch Kriegsereignisse verursacht. Der Wert ihres Grundstoffes, des Silbers war entscheidend und nicht ihre zufällig künst­lerische Bearbeitung. Deshalb wurden sie schon im Mittelalter oft einfach in andere Gegenstände umgegossen. Mehrere Jahre lagen 5 Silberlöffel im Krakauer Rathaus herum, am Ende wusste man nicht mehr, wem sie gehörten, deshalb Hessen die Rats­herren daraus im Jahre 1451 neue Silber­131

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