Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 5. (Budapest, 1977)
KATONA, Imre: Ein Pokal aus Lemnos in der Esterházy-Sammlung
es ganz offensichtlich, dass der daraus verfertigte Gegenstand, wie auch unser Willkommbecher den Eigentümer vor Vergiftung beschützt. Und wenn der Gegenstand vom Budaer Pascha dem Palatin Miklós Esterházy geschickt wurde, dann dessen politische Rolle kennend, können wir den Zeitpunkt und die Umstände des Geschenks des vom Gift beschützenden Pokals leicht aufklären. Im Leben Miklós Esterházy, laut seines Biographen, 37 kam es bloss einmal vor, dass er sich vor Vergiftung fürchtete: undzwar im Jahre 1625, während der Friedensverhandlungen in Hidasgyarmat. Die Verhandlung, woran Esterházy als königlicher Beauftragter teilnehmen hätte müssen, der zu dieser Zeit Supremus Iudex Regius war, weigerte sich gegen diese Beauftragung, denn er hielt seine persönliche Teilnahme für dehonestierend. da auch der Pascha von Buda nicht selber an dieser Diskussion teilnahm, sondern wurde nur von seinen Beauftragten vertreten. Er zögerte aber besonders deswegen, da er sein Leben in Gefahr sah. Interessanterweise erfuhr er solche Gerüchte, als ob Gábor Bethlen, Fürst von Siebenbürgen, diese Gelegenheit ausnützen wolle um ihn zu beseitigen, womit Esterházy früher verdächtigt wurde Gábor Bethlen gegenüber. 38 Während dieser Verhandlung musste man die Zugehörigkeit dieser Dörfer klären, welche sich den Türken, die den Fürsten Gábor Bethlen unterstützten, unterworfen hatten. Diese Gelegenheit ausnützend, richteten die Habsburger all ihr Streben danach, dass sie die Türken noch enger als je zu sich binden sollten, und dadurch Bethlen politisch ganz isoliert sei. Diese Nachgiebigkeit Wiens blieb auch seitens der Türken nicht unerwidert :' 39 als der Budaer Pascha über die Befürchtungen Esterházys Informationen erhielt, wonach Bethlens politische Anhänger nach dem Leben Esterházys trachten mögen, versandte ihm der Pascha ein Geschenk die wahre Situation kennend, den schon erwähnten Willkommbecher aus Terra sigillata, womit er nicht nur seine Neigung zur Versöhnung honorierte, sondern da der Pokal nach seinem Material gegen alle Gifte für wirksam gehalten wurde, liess auch das klar zur Geltung kommen, dass der „allmächtige Kaiser" auch gegen die eventuellen Aktionen Bethlens die entsprechendsten Gegenmittel findet. Doch noch immer ist die Frage nicht geklärt, wann und wo sich der Pascha, d. h. die Verträter des Sultans mit Miklós Esterházy trafen. In den Aufzeichnungen über die Schatzkammer des Palatins Pál Esterházy vom Jahre 1685 können wir lesen, dass der Sultan dieses Gefäss damals Miklós Esterházy schickte, als die Türken zu Anlass des Friedensvertrages bei Ferdinand II. in Wien waren/'" Aus den Aufzeichnungen Pál Esterházys stellte sich heraus, dass zur Zeit der Übergabe des Pokals auch Miklós Esterházy sich in Wien aufhielt. Das obenerwähnte beweist auch der Brief des Budaer Pascha Mürteda, Miklós Esterházy adressiert (21. 3. 1626), wonach der Pascha auf ihr Treffen im Frühling des vergangenen Jahres (geçmis sene evailinde) hinweist. 41 Der Pokal wurde also im Frühling 1626 vom Sultan Miklós Esterházy durch Pascha Mürteda geschenkt. Auch dieser Fall dokumentiert unsere Meinung, dass hier die Rede nicht über einen „mährischen", sondern einen türkischen Pokal ist, noch dazu über ein hervorragendes Kunststück der Werkstätte des Sultans in Lemnos. Dass der vergoldete Fuss und Deckel des Pokals die Arbeit eines ungarischen Goldschmiedes wäre, sei unwahrscheinlich, wie dies von Imre Holl vermutet wird/' 2 sondern wie der Gefässkörper, 12