Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 4. (Budapest, 1976)
VADÁSZI, Erzsébet: Ungarische Kastentische
ERZSÉBET VADÁSZI UNGARISCHE KASTENTISCHE In memóriám Dénes Radocsay Xach Feststellung der vergleichenden Sprachwissenschaft ist das ungarische Wort für Tisch, „asztal", slawischen Ursprungs und bezeichnete ursprünglich das Möbelstück, auf dem man ass und arbeitete. Die erste Urkunde, in dem das Wort in der Form oztol vorkommt, stammt aus dem Jahre 1293, und nun kommt es in verschiedenen Formen vor: 1354 — kysaztal, 1395 — asstal. Der Handwerker, der Möbel verfertigte hiess asthalus (1454), astalosch (1528) 1 . Demnach folgt die ungarische Sprache dem Brauch der Nachbarvölker, die den einschlägigen Handwerker ebenfalls mit einem Derivat des Wortes Tisch bezeichnen (mensator, Tischler, stolar). Bemerkenswert sowohl in etymologischer als auch in möbelgeschichtlicher Hinsicht ist eine Bestandaufnahme der Abtei Kolozsmonostor aus dem Jahre 1457 2 , in der unter den Handwerkern, die vierzigerlei Gewerbe betreibendem Namen nach ein Gregorius Menzarus und ein Gregorius Asthalgyartho angeführt sind. Etwa zu gleicher Zeit kommen im Steuer Verzeichnis von Kolozsvár (Klausenburg) aus dem Jahre 1453 drei in der Königsgasse wohnhafte Tischler (mensator) vor: die Meister Gregorius, Bartholomäus und Benedictus. 3 Verzeichnet ist ferner, dass der Tisch vom Amtrichter des Woiwoden ein gewisser Paulus mensator verfertigte. 4 Gegenstände aus dieser Zeit sind soviel wie keine erhalten geblieben, um so wichtiger ist also die schriftlichen Quellen zu kennen. Im mittelalterlichen Ungarn stellte der Tisch kein besonderes Wertobjekt dar, es war ein provisorisches Möbelstück, das man zumeist nur zu den Mahlzeiten aufstellte und im Bedarffall durch Gestelle verlängerte. Im Spätmittelalter kam der Tisch in die Mitte des Saales, damit die ganze Familie daran Platz nehmen konnte, oder er stand in der Ecke zwischen zwei Mauerbänken, und dann war das schon sein ständiger Platz. Eine Sitzordnung bestand schon damals, der Hausherr und seine Frau assen an einem besonderen und prächtigeren, die übrigen Hausangehörigen an einem einfacheren Tisch. Tische, die auf Wand- und Tafelbildern oder Miniaturen dargestellt sind, haben fast immer eine Decke, die es schwer macht ihre Formveränderungen zu beobachten. Auf einer Freskenreihe in der Jakobskirche von Lőcse (Leutschau, heute: Levoöa, Slowakei) etwa aus dem Jahre 1380, die die Handlungen der Barmherzigkeit darstellt, sehen wir auf dem Bild die Speisung der Hungrigen einen Mann auf einem kleinen Stuhl mit vier 7