Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 3. (Budapest, 1975)

SZILÁGYI, András: Die Monstranz zu Németújvár/Güssing

Zeit der Verfertigung unseres Kunstwerkes war die Burg mit den dazu gehörenden Grundbesitzen im Eigentum des sogenann­ten Schlaininger Zweiges der Familie Paum­kircher. Die Burg wurde von Wilhelm und seinem Bruder Georg im Jahre 1490 gekauft. In ihrem Besitz wurden sie durch den Artikel XXXI. des Pressburger Friedens von 1491, und durch den Geschenkbrief von Friedrich III bekräftigt. 8 Nach ihrem Tod, am Anfang des 16. Jahrhunderts wurden die Witwe Wilhelms, Margarete und ihre Tochter Barbara die Erben der Burg und des Grundbesitzes. Es gelang ihnen den Grundbesitz rechtsgemäss bis zum Jahre 1517 zu behalten, dann verurteilte sie Péter Szentgyörgyi, Landesrichter zur Aberken­nung ihrer Güter. 9 Aufgrund der historischen Angaben können wir vermuten, dass die Monstranz im Auftrag von Margarete Pauni­kircher und ihrer Tochter Barbara verfer­tigt wurde. Diese Voraussetzung wird durch die figür­liche Ausbildung unseres Kunstwerkes be­stätigt. Auf gotischen Monstranzen wird in der Nische über dem Behälter — von weni­gen Ausnahmen abgesehen — die Madonna, oder der Schmerzensmann dargestellt. Am zweiten Turmgeschoss unserer Monstranz, unter dem Baldachin finden wir — von der allgemeinen Praxis abweichend — die Figur einer weiblichen Heiligen. Diese Gestalt wurde von K. Pulszky und J. Radisics mit der Hl. Margarete identifiziert, diese Bes­timmung scheint als überzeugend (Abb. 4.). Gewiss müssen wir in dieser Figur die Schutzheilige der einen Auftraggeberin, Margarete Paumkircher betrachten, ihre ungewöhnliche Placierung wird durch diesen Umstand gerechtfertigt. Die Statuette der Hl. Barbara, Schutzheilige der anderen Stifterin, findet man neben dem Schaugefäss, in der rechten Nische (Abb. 5.). Die Dar­stellung des auf die Person des Stifters hinwei­senden, ihn beschützenden Heiligen in der mittleren Nische, über dem Behälter der gotischen Monstranzen ist äusserst selten. 10 Eine einzige ähnliche Lösung ist uns bekannt, die Monstranz zu Jagerberg (Steiermark), wo in der erwähnten Nische die gegossene Figur des Hl. Andreas zu sehen ist 11 (Abb. 6.). Die Monstranz ist verhältnismässig klein, ihre Höhe beträgt 70.5 cm. Sie kann mit Recht zu den besten erhaltenen Werke der spätgotischen Goldschrniedekunst gezählt werden. Sie wurde aus Silber hergestellt, die kurze Beschreibung von K. Csányi lässt uns wissen, dass nur einige Teile ihrer Fläche vergoldet sind. Sie verfolgt den im 15. Jahrhundert allgemeinen, turmartigen Auf­bau, ihre ornamentalische Ausstattung ist weniger reich. Die gegossenen, architek­tonischen Einzelteile, sowie die Gravierun­gen auf dem Fuss und dem Schaft werden durch sorgfältige Bearbeitung gekenn­zeichnet, das geschnittene, gebogene Laub­werk neben dem Trichter ist auf eine be­scheidene Weise ausgeführt. Unser Gegen­stand gehört dem häufigen Typ der mit zylinderförmigen Hostienbehälter versehe­nen, gotischen Retabelmonstranzen an. Die­ser Einzelteil wird zurzeit durch einen prismatischen Behälter ersetzt, welcher Pulszky und Radisics zufolge 1799 verfer­tigt wurde. 12 Die Lunula und das Kreuz an der Turmspitze sind vermutlich zur selben Zeit auf die Monstranz angebracht worden. Der sechspassige Fuss unseres Kunstwerkes wird durch sich überschneidende, getriebene, gebogene Grate dekoriert, die sich auf dem abgeflächten, kugelförmigen Nodus und auf dem Trichter in einer wenig reduzierten Form wiederholen. Diese mass werkartige Konstruktion erscheint in ähnlicher Form auf dem Kelch des Kathedrals zu Breisach (Oberrhein), den die Forschung als eine oberrheinische, eventuell schweizerische, um 1500 entstandene Arbeit bestimmt. 13 Die

Next

/
Thumbnails
Contents