Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 3. (Budapest, 1975)

HÉJJ-DÉTÁRI, Angéla: Herrengrunder Gefässe: „Ein Wunder der Natur"

und Pocher, und dieser wurde in der Wiener Sammlung des Herrscherhauses bewahrt. 14 Im Besitze des Budapester Museums für Kunstgewerbe befinden sich zwei sog. Her­rengrunder Handsteine. Die Ableitung von Herrengrund sei wahrscheinlich ungenau, da solche ähnliche Kunstwerke aus Argentit, Pyrit-, Kalcit-Gesteinen usw. zusammenge­klebt, auf dem Silberboden kleine Gebäude mit verschiedenen Bestimmungen, zahlrei­chen Bäumen, Pferden, Bergmannsfigür­chen, Werkzeugen, verfertigte man auch in den Bergstädten der Umgebung. Der Silber­ständer unseres grösseren Tafelaufsatzes trägt auch kein Goldschmiedemerkzeichen, deswegen können wir seinen Verfertigungs­ort nicht genau lokalisieren (Inv. Nr. 61.785) 15 (Abb. 19.). Unser kleinerer, neuerworbe­ner Handstein (Inv. Nr. 69.523) oder sein Paarstück wird in der Fachliteratur eben­falls als des anlässlich um 1760 abgestatte­nen Besuches Josef II gegebenen Geschenk erwähnt. 16 Wir sollen auch in die typischen Herren­grunder Schaffungen einige solche, von den bisher erwähnten, mit unterschiedlichen Äus­sern versehene Werke einreihen, die auch aus feuervergoldetenl Kupfer verfertigt wur­den, und ebenfalls aus dem gleichen Zeit­alter (17—18. Jahrhundert) stammten, nur unserem Instinkte nach und aufgrund sehr weiten — also nicht formellen oder techni­schen — Analogien als solche annehmbar sind. Wie z. B. zwei unserer Schüsseln, die eine rund, der reliefierte Bauch zeigt noch auf Renaissance-Reminiszenzen : im Rah­men der Lorbeergirlande sehen wir eine Szene der sog. „Giochi di putti"-Serie (Inv. Nr. 69.1582); am Rande der anderen, grös­seren, ovalen Schüssel wechseln Muscheln in verschiedener Grösse, im Bauch graviertes und gewölbtes Fruchtbündel (Inv. Nr. 69.309). So gehört ebenfalls in diese Serie unsere grosse, ovale Schüssel mit welligem Mundrand und b lumen verzierter Seiten wand, in deren Mitte eine hohe, schöne „Helmkanne"" sich hinpasst (Inv. Nr. 69.2034.1-2). Dieses prunkvolle feuervergoldete Taufservice stammt sicher aus Herrengrund, obzwar die charakteristischen Merkmale, d. h. die zwei­henkeligen Schüsselchen und die Becher mit rauher Oberfläche, bei diesen Stücken des Services nicht findbar sind. Dieses Exemplar ist so eine Rarität, das man nicht in Serie verfertigte, sondern nur selten, für bestimmte Persönlichkeiten. 17 Doch dürfen wir keine Abneigung haben zur Herrengrunder Lokalisation blos deswegen, weil es anders oder besser ist als das Ge­wohnte. Das sind die regelverstärkenden Ausnahmen, die einander in der Möglichkeit der Bedingung der Erkennung unterstützen. Diese These besteht auch auf unsere zwei, raren Dosen. Neben unsere zwei, aus Her­rengrund stammenden, rauhpunzierten und mit Sprüchen versehenen Stücke (Inv. Nr. 18527, 69.326) sollen wir die kartuschförmige Dose stellen, an dessen Deckel in gegossenem Relief eine antike figurale Szene zu sehen ist ohne Spuren der Granulierung (Inv. Nr. 69.392) 18 . Am Deckel unserer runder Schnupf­tabakdose (Inv. Nr. 69.298) 19 - für uns ungewohnt — eine emaillierte Szene sicht­bar ist (Abb. 20.): auf grüner Wiese, unter weissem bewölktem blauem Himmel, am Himmel aus den Strahlen ragende I H S Buchstaben, vor dem in Gold ausgesparten Baum knieender Männergestalt mit Bart im langen Gewand, am Rücken hängenden grossen Hut und Stock. Beide wurden um Mitte des 18. Jahrhunderts verfertigt. * Die heimische Fachliteratur beschäftigte sich kaum mit den Herrengrunder Erzeug­nissen. In einer unserer historischen Zeit­schriften tauchte vor hundert Jahren eine Benachrichtigung auf 20 , wonach der Berich­tiger in Bad Kissingen drei Herrengrunder

Next

/
Thumbnails
Contents