Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 2. (Budapest, 1974)
Wiederherstellung einiger Prachtwerke der Esterházy-Sammlung
sters aus dem 17. Jahrhundert, dessen hauchfeine Zisellierungen, Gravierungen ungefälscht der Nachwelt übergeben. Als die Form des Kelches laut der alten Photographien uns für entsprechend schien, musste man noch viele Lötverfahren mit dem Ausfüllen der Löcher und Risse errichten. Die minuziöseste Formgebung haben wir auf dem Pechkisten vollbracht, das 8 verschiedene Arbeitsphasen bedeutete. Den Deckelteil haben wir mit ähnlichen Methoden hergestellt. Das Restaurieren beendend haben wir den Nodus, den Kelch, den Deckel wieder auf die ursprüngliche Farbe stark vergoldet, da diese, während des Herstellungsprozesses sich verändert hatte. Unsere nächste Aufgabe war die Wiederherstellung der Bergmannsfiguren, die der abgebrochenen Hände, Füsse, Hämmer und der abgerissenen Schrauben. Wir ersetzten noch 12 Hämmer, 8 Mineralien haltende Fassungen. Die neu eingesetzten Gesteine (Pyrit, Amethyst) beschafften wir teilweise vom Bergbau-Museum in Sopron (ödenburg). Es war uns eine besondere Freude, dass wir die zisellierten Motive, Gravierungen dieses prächtigen Pokals aus dem 17. Jahrhundert in seiner originellen Schönheit bewahren konnten, und wir hatten damit den Pokal Ende Dezember 1972 aus seinem Trümmerschlaf ins Leben gerufen. Joachim SZVETNIK Restaurierung des Hochzeitsgeivandes von Éva Thököly Abb. 5 6. Zweiteiliges Prachtkleid aus Samt, Ungarisch, um 1682. Inv.-Nr.: 52.2885. 1—2. Das Hochzeitskleid ist zweiteilig. Die Weite des Rockes ist 380 cm, die Länge 102 cm und der gestickte Teil 65 cm breit. Das zum Rock gehörende Mieder ist 43X53 cm. Das Kleid wurde aus blauem Samt verfertigt. Den gestickten Teil über den schmalen mit Tulpen geschmückten Streifen bedecken grosse, emporragende, sich auf Ranken placierende Tulpengruppen. Die gestickten Motive wurden durch Gold- und Silberfäden und Korallperlen noch prächtiger. Besonders die Korallreihen heben die Feinheit der Konturen hervor. Der Stoff und die Verzierung des Mieders sind mit dem des Rockes übereinstimmend. Die Taille wird durch Fischbeineinlagen verstärfct. Der sich öffnende Vorderteil ist mit vergoldeten silbernen Rosetten geschmückt und die am Saum beider Seiten angebrachten Haken dienten zum Verschnüren des Mieders. Dieses Prachtgewand beweist die Fachkenntnisse und den entwickelten künstlerischen Instinkt der ungarischen Stickermeister des 17. Jahrhunderts. Während des Restaurieren des Brautkleides wurde es wegen seines in Fetzen zergehendem Zustand möglich, dass wir jede Phase der damaligen Verfertigung genau folgen konnten. So wurde es uns klar, dass die Verzierungen nicht unmittelbar auf das Samt gestickt, sondern zuerst auf ein relativ rauhes Leinen vorgezeichnet wurden. Dieses Zeichnen bewies sich für die Arbeit derselben Hand. Das bei dem Vorzeichnen gebrauchte Leinen hat man während des Stickens in mehreren Schichten verwendet, dadurch wurden die schon fertigen Motive auf dem Samt voller, üppiger und die Komposition der Verzierung kam besser zur Geltung. Während die Vorzeichnungen der Motive des Kleides und deren Arrangierung die Arbeit desselben Meisters war, die Verfertigung der gesticken Verzierungen dagegen aber — laut der vermorschten gestickten Überreste — durfte die Arbeit vermutlich mehrerer Hände sein. Auch dies ist nicht ausgeschlossen, dass die aus 97