Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 2. (Budapest, 1974)

KATONA, Imre: Habaner Gläser

ne aus blauem Glas. Sie ist zwar kleiner und der Form nach verschiedentlich von den beiden anderen, doch ist sie ihnen in der Technik ihrer Herstellung verwandt. Auf diesem dritten Krug ist die Jahreszahl 1615 verzeichnet (Abb. 2.). Dieser Krug gehörte auch zu der Sammlung des Grafen Lázár und geriet mit der weissen Kanne zu­sammen in das Museum. Das Auftauchen eines einzelnen Gegenstandes kann viel­leicht ein Zufall sein, doch das Erscheinen mehrerer ähnlicher Gegenstände in einem verhältnissmässig kleinen Rayon, unter­stützt zweifellos die Annahme, dass der Herstellungsort in diesem Kreis zu suchen ist. Nachdem im siebenbürgischen Alvinc im Jahre 1630, zur Zeit der Herstellung unserer Kanne schon Anabaptisten lebten, kann man mit Recht annehmen, dass diese Kannen alle in Siebenbürgen hergestellt wurden. Die blauen Kannen gleichen in erster Linie äusserlich den blauen keramischen Erzeugnissen der Habaner, während bei der weissen Kanne nur die technologische Her­stellungsart ihre habaner Herkunft bezeugt. Diese Herstellungsart weicht überhaupt nicht, oder nur kaum von der Herstellungs­methode der Habaner ab. Während bei den keramischen Gefässen der Habaner, diese aus gebranntem Ton (Terrakotta) besteht, werden die Glaswaren in Formen geblasen. Die Form der beiden Gefässe ist abgesehen von ihrem Material sehr ähnlich. In der Keramik wird die Form aus Holz, gebrann­tem Ton oder Gips hergestellt und in diese Form wird der Ton hinein gegossen oder gepresst, damit das Gefäss die gewünschte Form erhält. Bei Glaswaren besteht die Form auch aus zwei Halbformen, die zu­sammen geschlossen werden. Der Grund­stoff der weissen Gef ässkörpers besteht aus durchsichtigem, leicht grünlichem Glas. Dies ist klar bei dem Henkel zu erkennen, welcher nicht mit Zinnglasur bedeckt wur­de. Das geformte und für den Gebrauch schon fertige Gefäss wurde zuerst mit der rahmartigen Zinnglasur bezogen und nach­her, noch im rohem Zustand mit den ver­schiedenen Metalloxydfarben verziert, ge­nau so wie es bei den schon einmal aus­gebrannten Tonwaren üblich war. Nach dem Trocknen wurde das Gefäss bei einem der Glasur und den Farben entsprechenden Hitzegrad ausgebrannt. Die Herstellung des Glasgefässes, sowie dessen Verzierung und seine Glasur sind zwei verschiedene, doch miteinander nicht notwendigerweise verbundene Arbeitspha­sen, ebenso wenig wie das Glasblasen mit dem Schleifen oder mit dem Polieren des Gefässes verbunden ist. Infolge dessen ist es möglich, dass die Anabaptisten die Gefässe nicht selber hergestellt haben, sondern diese von anderen Glas­hütten nach Alvinc brachten, wo sie verziert und mit Glasur versehen wurden. Diese Annahme wird durch die sogenann­ten blauen Gefässe des Museums bekräftigt. Die Herstellungsart dieser Gefässe unter­scheidet sich grundlegend von denen der weissen Glasgefässe, doch die Glasur weist deutlich auf die Methoden der Anabaptisten hin. Die blaue Farbe des Gefässes wurde durch in das Glas gemischte, aufgelöste Kobaltoxyd erreicht, doch dieses Verfahren geschah noch in der Glashütte. Die blauen Gläser sind bezeichnende Produkte von Siebenbürgen, genau so wie die blauen keramischen Gefässe. Dies beweist, dass wir den Herstellungsort unseres Gefässes nicht ausserhalb von Siebenbürgen zu su­chen haben. Viele solche Kobaltgläser ha­ben die Glashütten Siebenbürgens seit dem 17. Jahrhundert bis zu der jüngsten Ver­gangenheit verlassen. 11 Unser Museum besitzt drei habaner Glasgefässe aus dem 17. Jahrhundert. Auf dem weissen Glaskrug befindet sich die Jahreszahl 1630, auf dem kleineren blauen 66

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