Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 2. (Budapest, 1974)
PEKÁR, Zsuzsa: Gedanken über die Probleme der wappenhaltenden Engel
Der Dornenkranz weist unwillkürlich auf die Passionskachel des Salzburger Ofens hin, die, wie es R. Franz bewiesen hat, 11 ' nach dem Stich des Meisters E. S. geformt wurde. Auch das mit einem Rundkragen belegte geistliche Gewand des Engels erinnert an die ähnliche Kutte des wappentragenden Mönches auf dem Ofen der Hohensalzburg. Es erhebt sich die Frage ob in Buda und in Salzburg nicht derselbe Bossierer die Matrizen geschnitten hat, der zwar in eigenem Stil arbeitete, doch unter dem Einfluss grosser Meister stand. Die Dornenkrone des Passionswappen ist ein klassisches, jedoch seltenes Element der Heraldik. Gritzner 20 erwähnt als einziges Beispiel die Grafen von Thürheim, die sich der Dornenkrone bedient haben zur Erinnerung an einen ihrer Vorfahren, der in den Kreuzzügen gefallen ist. Die Literatur kennt bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts noch zwei hohe, geistliche Würdenträger, die in ihren Wappen Dornenmotive tragen, doch der auf der Kachel dargestellte Dornenkranz ist nirgends erwähnt. Dieser Dornenkranz hat ausserdem noch ein besonderes Merkmal: die dürren Äste treiben Blätter. Die Kachel der Burg von Buda scheint also mit seinem plastisch geformten Engelsbild ein einmaliges Kulturdenkmal zu sein. Es ist jedenfalls bemerkenswert, dass die Schilder der Geistlichen und der Nonnen, grösstenteils mit Ranken, mit windenartigen Geflechten, oder mit kranzartigen schmalen Kartuschen umwunden sind. Man könnte sogar behaupten, dass der Kranz in der kirchlichen Heraldik die Rolle eines Attributes spielt. Doch der Dornenkranz oder das aus trockenen Ästen gewundene mit Dornenspitzen versehene Geflecht ist ein bekanntes Element der lateinischen illuminierten Handschriften des 13. Jahrhunderts. 21 Das Zweiggeflecht mit Dornen, im Psalterium der Hl. Elisabeth, wird als charakteristisches Beispiel hervorgehoben. 22 Das Schild zeigt ein altbayrisches Herzogswappen, sein Abbild ist auf einem Holzschnitt der Chronik von Andechs zu sehen. 2:! Der Holzschnitt ist als „Monstranz" bekannt und erschien im Jahre 1473 bei Johann Bämler in Augsburg. Doch derselbe Wappen ist uns auch von alten Siegelstempeln übermittelt worden, z. B. in dem Siegel der Herzogin Jutta von Bayern aus dem Jahre 1312. 2 '' Doch die interessanteste Analogie birgt das „Conciliumbuch vom 2. September des Jahres 1483". Das Werk erscheint im Druck von Anton Sorg in Augsburg. 25 Sein Autor heisst Ullrich von Reichenthal, der in seinen Bilderbögen die Ereignisse des Konstanzer Konzils und dadurch auch die ungarischen Beziehungen verewigt. Anschliessend fügt er eine Sammlung von Wappenschildern hinzu, der ein grosser kulturhistorischer Wert zugesprochen wird. Unter diesen befindet sich auch ein altbayrisches Wappenschild, doch seltsamerweise im Zusammenhang mit der Witwe des Herzogs Stephan von Bayern, genannt ..Knüsslin" (Stephan III. der Knäufel? 1375—1392 Niederbayern), einer geborenen Herzogin Elisabeth von Cleve. Sie muss jedenfalls eine besondere Rolle gespielt haben, dass die Sammlung eben ihre Insignien aufweist. Es stellt sich nun die Frage ob sie den Witwenschleier nicht mit einem Nonnenschleier vertauschte ebenso, wie die Hl. Elisabeth, deren Dornenkranz sie auch um ihr Wappenschild legen liess. In diesem Falle wäre es nicht unmöglich, dass ein Nonnenkloster in Buda ihr Andenken und ihren Wappen aufbewahrte. All dies sind nur Vermutun25