Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 2. (Budapest, 1974)

PEKÁR, Zsuzsa: Gedanken über die Probleme der wappenhaltenden Engel

Das Wappenschild von Neusohl trägt im roten Felde vier silberne Balken. Im Landesarchiv zu Budapest wird ein Brief aus dem Jahre 1866 aufbewahrt, in dem der Oberbürgermeister von Neusohl beteuert, dass die Stadt seit 1255 immer diesen Wappen benutzt hat. Der Wappen­brief der Stadt ist jedoch unbekannt und wird wahrscheinlich seit dem grossen Brande des Jahres 1526 vermisst als das Archiv ein Raub der Flammen wurde. Es ist aber auch nicht unwahrscheinlich, dass die Bürger, die ihre Stadt nach der Verwü­stung durch die Tataren (1241) als „Villa nova" neu erbauten und von König Béla den IV. im Jahre 1255 eigene Privilegien erhielten, ihren Wappen selber wählten. Das Recht eines Wappenhälters konnten sich die Bürgergemeinschaften durch Aufstellung einer bewaffneten Truppe unter eigener Fahne erwerben. Neusohl wählte einen Engel als Schildhalter, so wie die meisten nordungarischen Bergstädte. Doch die gotischen Engel in Ungarn sowie alle weiteren Engel in Neusohl halten ihr Schild gerade und mit symmetrisch weit gespreizten Armen. Das schief gestellte Schild deutet auf ein sehr altes, uns unbe­kanntes Wappen und Siegelbild der Stadt. Es entspricht diesem Wappenbild, welches in der Züricher Wappenrolle, um 1340 erschienen ist. Man darf aber nicht ausser Acht lassen, dass die Bürger von Neusohl hauptsächlich eingewanderte Sachsen wa­ren, die auf ihr sächsisches Recht appellier­ten und sich von König Béla IV., später von Stephan des V. (1271) das Recht, des Duells und ihre Gewohnheit Panzer zu tragen, verbriefen liessen. Demnach be­sassen sie auch Schilde und so könnte man vermuten, dass das schief gestellte Schild ein Beweis ihrer alten Gepflogen­heiten war. Jedenfalls bleibt der Ursprung des Kachelfragmentes sowie des Wappen­bildes eine noch ungelöste Frage. 0 In den 1950 er Jahren wurde das Thurzó-Haus in Neusohl restauriert und es kam dabei eine solche Wanddekoration zum Vorschein, die neben dem Wappen des Königs Matthias den Wappen der Königin Beatrix zeigt. Das Wappenschild wird von einem Engel gehalten und weist die Pfähle der Aragon und die Lilien der Anjou auf. Edith Lajta 10 war der Meinung, dass es sich um den Wappen Neusohls handelte, M. D'urdiaková 11 bezeichnete es dagegen als ein allegorisches Wappen. Der Irrtum wurde wahrscheinlich durch die Engelsfigur ausgelöst, dessen Rolle in den Wappen der Königinnen nur in der Siegelkunde zum Ausdruck kommt. Im Zeitalter der Anjou-Könige und des Königs Matthias öffnete Buda seine Pfor­ten der italienischen Kunst. Neusohl da­gegen stand unter dem starken Einfluss der deutschen Kultur und wurde ein wichtiger Knotenpunkt in dem Handelsnetz, das die Familien der Fugger und Thurzö auf­bauten. Die Buda — Krakau Linie wurde sozusagen in der Mitte von der Augsburg — Neusohl Linie durchquert. Neusohl erfüllte somit auch eine Kulturmission und wurde der Mittelpunkt der ungarischen, deutschen und polnischen Beziehungen. Doch auf diesen Linien strömten nicht nur Kupfer, Silber und Gold, sondern auch die Motive der Kunst und mit ihnen die Figuren der wappenhaltenden Engel. An die Geschichte der schildhaltenden Engel reiht sich noch eine Ofenkachel aus Neusohl (Abb. 2), die im Museum für Kunstgewerbe in Budapest (Inv. —Nr.: 52.3652) 12 aufbewahrt wird. Diese Kachel wurde im Jahre 1894 im Garten des S. Bothár gefunden und stellt einen wappen­tragenden Knappen dar, der seltsamer­weise ohne Flügel zu besitzen oft als Engel apostrophiert wird. Es scheint, wie wenn sein liebes, naives Lächeln, sowie seih dichter Lockenkopf ihn für diese Rolle 22

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