Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 2. (Budapest, 1974)

Le Musée des Arts Décoratifs en 1972

nunmehr weltberühmten Sammlungen einen würdigen Rahmen. Im Oktober 1896 wurde das jetzige Hauptgebäude eröffnet, das aufgrund der beim Wettbewerb preis­gekrönten Pläne der Architekten Ödön Lechner und Gyula Pártos gebaut wurde. Das Gebäude als solches ist beinahe ein Museum für einen interessanten Zweig der ungarischen keramischen Kunst, für das Pyrogranit der Pécser Zsolnay-Fabrik. Es entstand im Zeichen der nationalen Stil­bestrebungen, natürlich überwog dabei die Invention eines bedeutenden Baukünstlers. Heute sehen wir die Dinge etwas anders und wollen die Traditionen des ungarischen Volkes, der ungarischen Nation auf andere Weise neu beleben, wir suchen aber im schöpferischen Verhalten, in den örtlichen, kulturlandschaftlichen Charakteristiken die Überlieferung, weniger in den Motiven, in der mechanischen Übertragung der dekora­tiven Elemente. Versetzen wir uns jedoch in jene Zeit zurück, müssen wir die hohen baukünstlerischen Qualitäten würdigen und feststellen, dass wir es mit einem hervorra­genden Werk der ungarischen Baugeschich­te zu tun haben, das mit Recht der Rang eines Baudenkmals einnimmt. Da steht un­ser Museum mitten im grossstädtischen Verkehr wie ein fesselndes, zum Eintreten aufforderndes imposantes Museumsobjekt. Und leider — oder sollte man sich eher darüber freuen — ist auch dieses Gebäude schon zu klein geworden für das Museum. Es gestattet die Ausstellung nur eines geringen Prozentsatzes der Sammlungen. Traurig für mich ist, dass gerade ich fest­stellen muss, dass mehrere Fakultäten der Ungarischen Kunstgewerbehochschule, die in diesem Gebäude untergebracht sind, be­trächtliche Räume einnehmen. Früher ein­mal war es natürlich, dass das Museum und der kunstgewerbliche Unterricht in einem Gebäude vereinigt waren, ein zusätzlicher Beweis dafür, dass die Zukunft und der Unterricht auf den Werten der Vergangen­heit basieren, und das Museum ist nun ein­mal ein Fundament der Erziehung. Heute aber hemmt die Vereinigung um jeden Preis beide Institutionen und der Platzman­gel bringt eher eine Verzettelung der Kräfte mit sich. Wir planen einen Neubau in der Nachbarschaft unserer Hochschule und hof­fen, dass die zu diesem Zweck beantragten und in Aussicht gestellten materiellen Mit­tel sich reichlich bezahlt machen werden, wenn einmal die beiden Schwesterinstitu­tionen ihre kulturelle Arbeit, sich gegen­seitig unterstützend und ergänzend, mit voller Intensität ausüben können. Entwick­lung, Aufbau der Zukunft erfordern immer eine Kraftanspannung, doch wir werden die Probleme lösen und darin nicht nur unsere eigene Befriedigung finden, sondern auch zum allgemeinen Wohl beitragen. Auch mit den Plänen, die der Oberdirektor des Museums hegt, und mit der An­schauung, dass der historische Prozess nicht willkürlich an irgendeiner Grenze abge­brochen werden kann, sind wir mit der Museumsleitung einig. Das heisst soviel, dass wir auch der Kunst unserer Zeit und der ihr unmittelbar vorangegangenen ein Heim gewähren müssen, zumal das Heutige noch unmittelbarer unser Leben beeinflusst und unmittelbarer die Vorstufe zur näch­sten Stufe ist. Mit Freuden nehmen wir die von dieser zeitgemässen Anschauung genährten Entwicklungspläne zur Kenntnis und denken dabei nicht nur an unsere Hochschule und ihre erzieherische und Lehrtätigkeit, sondern an die Entwicklung des allgemeinen Kunstsinns im richtigen Gleis. Ich erlaube mir, zum Schluss die Glück­wünsche der Hochschule zu den bisherigen Resultaten und zu den wegbereitenden grossartigen Vorsätzen auszusprechen und bekenne auch in meinem eigenen Namen, dass wir Schulter an Schulter der Zukunft 202

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