Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 2. (Budapest, 1974)

Wiederherstellung einiger Prachtwerke der Esterházy-Sammlung

mehreren Stämmen zusammengestellten aus 5 Tulpen bestehenden Zierteile die Arbeit verschiedener Meister seien. Im Laufe des Restaurierungsprozesses konnten wir die Art und Weise die origi­nelle, minuziöse und ideenreiche Herstellung nicht nur kennenlernen, sondern auch wiederholen müssen. So hat man die Gold­und Silberfäden nur an rechter Seite auf Leinen genäht, indem sie die Stichtechnik planmässig variierten, damit die gestickten Blumen noch prächtiger erscheinen. Nachdem die Motive auf Leinen fertig wurden, hat man diese auf das Samt ge­setzt und angenäht, danach wurde der heraushängende Saum des Leinens mit zwei parallellaufenden Goldschnüren konturiert. Letztenendes befestigte man zwischen die Ranken und die Blumen umfassende Gold­schnüre kleinere Korallperlen und die Mitte der Blumen wurde aber mit grösseren Perlen bestreut. Vier Jahre lang nach dem Kriege war das Brautkleid in der Erde vergraben und ausser des daraufgestürzten Schuttes beschä­digte es auch das zur Einpackung dienende und feucht gewordene Papier und Holz­wolle. Von der Ruinenhöhle ausgehobenes Prachtgewand musste man nach langsamem Trocknen von der Schutthülle befreien. Im Augenblick der Auseinanderfaltung des Kleides blinkte es hie und da in seiner ehemaligen Schönheit auf, einige Teile der vom Grund sich entlöste Motive schienen wohlbehalten, doch hat es sich bald heraus­gestellt, dass die Stickerei ihre Steppfäden verlierend nicht mehr an der originellen Stelle liegt, sondern presste sich auf die andere, auf die nichtgestickte Teile des Stoffes über. Wir konnten uns stufenweise davon überzeugen, dass die Steppfäden sozusagen im Ganzen verfault waren und die Ordnung der Metallfäden in Haufen zerfielen, auch die farblos gewordenen Reste der Korallperlen rollten von der ersten Berührung herab. Es war unser erster Eindruck als ob diese wunderbare Schöpfung rettungslos verschwinde. Das Restaurieren beginnend kam das Gewand auf einen speziellen Rahmen. Auf diesem Rahmen blieb unter einer Leinen­decke das Gewand in voller Sicherheit unberührt, nur unter Ausbesserung stehende Teile wurden zur Arbeit freigesetzt. Die auf dem Samt zurückgebliebenen Stichspuren waren die einzigen, sicheren Stützpunkte. Bei dem Wiedersticken der Motive dienten diese zerflossenen Stichspuren zum Ersetzen der Vorzeichnung des ent­werfenden Künstlers aus dem 17. Jahrhun­dert. Zum Ausgangspunkt dienten auch die, noch in den Vorkriegszeiten über das Gewand verfertigte Photoaufnamen, obzwar auf diesen die Details verwaschen waren und so zur Restaurierung kaum eine Hilfe leisten konnten. Im Laufe der Wiederherstellung ent­schieden wir uns nach Ausprobieren mehrerer Methoden darüber, welche aus diesen annehmbar sind. Unsere Bestrebun­gen richteten sich danach, dass die neuen Verzierungen so genau wie möglich der originellen ähnlich sehen sollen. Deswegen haben wir uns so entschieden, dass die Stickerei den Stichspuren folgend unmittel­bar auf das Samt kommen sollte. Eine Schwierigkeit verursachte uns während der Zurückversetzung der Korall­perlen, dass die noch geretteten Exemplare ihre Farben und Schimmer so gut wie ganz verloren. Doch beim Restaurieren ist es uns gelungen ihre volle Schönheit wiederzugeben und die fehlenden Perlen mit ähnlichen zu ersetzen. Nach mehrjähriger Arbeit wurde es aber offensichtlich, dass einige kleinere oder grössere Teile der Ziermotive völlig zugrunde gingen. Die kleineren Motive ersetzend haben wir es für richtig gehalten, dass wir manche grössere Motive und die Verzierungen des Saumes nur mit Konturstichen herstellen, doch die Korallperlen — deren authentische Stelle zweifellos festgestellt wurde — haben wir vollkommen ersetzt. Beide Teile des Prachtgewandes haben wir mit blauer Seide gefüttert. Die nicht aus Textilien verfertigte zur Verschliessung des Mieders dienende Teile wurden durch Restaurator-Goldschmied Joachim Szvetnik würdig des Prachtstückes wiederhergerichtet. Das fertige zur Ausstel­lung bereitgestellte Gewand haben wir als letzte Arbeitsphase mit Márta Knotik (Restaurator des Szegeder Museums) auf die Ausstellungspuppe gesetzt. Margit BORSI 100

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