Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 1. (Budapest, 1973)
RUZSA, György: Zur Kunst der ungarischen Wandteppiche im 20. Jahrhundert
Der Grund dafür, dass wir all dies hier erwähnen, ist darin zu sehen, dass wir in unserer Sammlung einen Wandteppich von Sándor Nagy besitzen (Abb. 5), an dem sich jene stilistischen Spezifika, die auch für den oben erwähnten Freskenzyklus charakteristisch sind, ausgezeichnet feststellen lassen. Deshalb können wir auch die Entstehung dieses Werkes in dieser Zeit annehmen. Unser Wandteppich stellt das Allerheiligste Sakrament dar. Es ist wahrscheinlich, dass dieses Werk aus Anlass des Budapester Eucharistischen Weltkongresses im Jahre 1938 entstanden ist, da das Fresko — wie wir mit Sicherheit wissen — gelegentlich genannten Kongresses bestellt worden ist. Auch wird es im ikonographischen Programm gezeigt. Diese Werke, die in einem abgeklärten Stil konzipiert wurden, erwiesen sich zur Darstellung religiöser Themen als geeignet. Die gleich abgeklärte Farbenwelt ist für einen Wandteppich des Künstlers, auf dem ein Stammbaum gezeigt wird, charakteristisch. Da dieses Werk allerdings kein sonderlich beachtenswertes Niveau hat, sei es hier lediglich erwähnt.'" Der geistigen Aufwallung der ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg folgte auch in der Kunst eine Frostperiode. In der ersten Hälfte der 5Qer Jahre entstanden zahlreiche Werke, die den starren Forderungen des falsch interpretierten sozialistischen Realismus entsprachen. Und es muss hinzugefügt werden, dass in erster Linie diese Werke bekannt wurden. Derartige Werke, deren Charakter nicht immer von ehrlichen künstlerischen Ambitionen zeugte und die in naturalistischer Gestaltungsweise eine pathetische Tongebung verrieten, kamen auch auf dem Sektor der Textilkunst zustande. Von diesen Schöpfungen werden in unserem Museum zahlreiche Arbeiten aufbewahrt. Es wäre fehl am Platze, diese Werke bei der Aufarbeitung der ungarischen Textilkunst des 20. Jahrhundert nicht zu berücksichtigen, da sie von einem gewissen Aspekt trotz allem lehrreich sind. In der Hauptsache haben sie als kulturhistorische Dokumente zu Studienzwecken Bedeutung. In den letzten eineinhalb Jahrzehnten hat die ungarische Kunst des Wandteppichs neuerlich eine Vielfältigkeit und ein höheres Niveau erreicht. Da sich in der modernen ungarischen Kunst des Wandteppichs noch keine Konturen charakteristischer Schulen, Werkstätten oder Richtungen abzeichnen, auf Grund des einen oder anderen Werkes einen Eindruck von der zeitgenössischen Kunst des ungarischen Wandteppichs zu geben. An den Anfang unseres Überblicks stellen wir das Schaffen von Ferenc Redő und Rozália Vörös, die in grossem Format verschiedene Beschäftigungen darstellen/'- Die Arbeit dieser Künstler leitet in unsere Periode über. Ferenc Redős Arbeit „Die Stadt" t:i (Abb. 6) zeugt bereits von einer grösseren Reife, die Komposition zeigt eine gewisse Beschwingtheit und Eleganz. Inhaltlich verarbeitet er weniger Themen und ist trotzdem in der Lage, eine stärkere Aussage zu erreichen. László Pécsis geknöpfter Wandteppich „Frühling" 3 ' 1 erfreut mit den frischen Farben der Frühlingslandschaft das Auge des Betrachters. Auf der einen Seite zeigen sich grün-braunerdfarbene Schattierungen, auf der anderen hingegen mattgrüne Töne. Ausserdem sehen wir im Werk auch Gebäudeteile, die aus ästhetisch anspruchsvollen und stark abstrahierten geometrischen Formen aufgebaut wurden. Die gleichen Formen und Farben werden in der unregelmässigen Bordüre — hier allerdings ohne jedwede gegenständliche Bedeutung — wiederholt. Von einem gewissen Aspekt her gesehen kann diese Schöpfung mit Werken von Klee verglichen werden, dessen Bilderneine angenehme Frische eigen ist. Häufig zeigen sie spielerische Formen mit einer starken Neigung zur Abstraktion, doch sind in diesen 180