Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 1. (Budapest, 1973)

SZABOLCSI, Hedvig: Weisslackierter Chinoiserie Kabinettschrank

sagen immer beibehalten wurde in Form eines Gestells, auf das der Schrank gestellt wurde. Dabei ist es nicht ausgeschlossen, dass auch zu unserem Kabinettschrank einst ein solches Mittelglied gehörte. Es besteht jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass er ursprünglich ohne einem solchen hergestellt wurde, wie dies wiederum durch ein Beispiel aus der Dresdener Werkstatt Beweis findet. 10 Eine gewisse Richtlinie geben zwar die Stücke aus dem Kreise der Formanalogien. Zur Klarstellung des Ursprungs unseres Kabinettschrankes scheint dies aber doch nicht aus­reichend. Wenn auch sogenannte Tischler-Formzeichen vorhanden sind, die auf den Dres­dener Kreis hinweisen, geben seine proportioneilen Lösungen, die raffinierte Dekorierung der im wesentlichen einfachen Form, die den endgültigen Charakter des Möbels bestim­men, Möglichkeiten zu weiteren Vergleichen. Der Kabinettschrank enthält einen solchen Teil, den inneren Schubfachteil, für den wir eine ganz vollkommene Analogie bei einem angeblich aus dem Dresdener Kreis von 1710 stammenden Kabinettschrank finden." Die ganze innere Ausstattung, die Fächereinteilung und die Ziermotive der Schubfächer dieses Kabinettschrankes scheinem im Detail vollkommen mit dem unsrigen übereinzustim­men. An der Innenseite der zwei Türen unseres Kabinettschrankes sehen wir die abge­änderten und stark verzerrten Versionen der originalen chinesischen Verzierungsmotive, bzw. die symbolischen Zeichen von archaischen chinesischen Bronzegefässen für Zere­monien mit blühenden Zweigen. Auch das an der Innenseite der Türen angebrachte Va­senmotiv entspricht gleichfalls der Art der Dekorierung der inneren Kabinettschranktü­ren einiger Dresdener Stücke. Bei unserem Kabinettschrank sind aber reichere grössere Blumensträusse an den Türen zu sehen als bei den Dresdener Schränken. Die Blumen und die Blätterzweige die ausserhalb der Vase angebracht sind erscheinen so als ob die Motive auch aus der Bildfläche hinausragen würden und das Lackpanneau abgeschnitten wäre. Die aus der Bildfläche hinausragenden Motive sind bei den Dresdener Analogien unge­wohnt. 11 ' Die unbegründet abgeschnittenen Motive lassen stark darauf schliessen, dass die Verwendung der Lackpanneaus als Türen als sekundär angewendet erscheint. Die Blu­menstengel, die der Richtung einiger Risse folgen, lassen darauf schliessen, dass der Ka­binettschrank bereits bei einem Entstehen ausgebessert worden war. Eine ausserordentlich feine Linienführung zeigt die Bemalung des Innern des Kabinett­schrankes. Die einzelnen Motive sind Pflanzendetails, kleine Landschaftsdetails, figurale Menschen- und Tierszenen. Auf dem Schubfach in der zweiten Reihe z.B. finden wir auch die unter den Dresdener Motiven sooft erwähnte „Hühnerfamilie". Die Linearzeichnung der inneren Dekoration zeugt von einer sehr geübten Künstlerhand, die Ausführung ist sehr fein und hochqualifiziert. Fast alle Motive deuten auf chinesischen oder japanischen Ursprung, jedoch scheint aber auch bei der gelungenen Imitation in der europäischen Ver­sion das fernöstliche Musterbild im Original weniger verstanden zu sein — es ging nur um den Effekt. 13 Das Äussere des Kabinettschrankes, die Verzierung und Bemalung — auf weissem Lack­grund farbige und goldene Reliefs —, sowie auch die Bemalungsweise bergen mehrere Probleme. Bei der inneren Ausgestaltung, vor allem bei den Verzierungsmotiven der Schubfächer könnte man annehmen, dass das gemeinsame Musterbild ein originales fern­östliches war, aus dessen Elementen einer der Lackmaler höchstwahrscheinlich die Verzie­rung der erwähnten Schubfächer komponierte und nach deren Motiven dann auch die 109

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