Folia archeologica 12.

L. Vértes: Die Wandgravierungen in der Hillebrand-Jenö-Höhle

DIE WANDGRAVIERUNGEN IN DER HILLEBRAND-JENŐ-HÖHLE Anfang 1958 habe ich die Hillebrand-Jeno-Höhle durchforscht, um die Stelle einer vermuteten Höhlenbärenschädelbestattung zu authentisieren. Dabei hat sich aber herausgestellt, daß wir es nicht mit einem deponierten Schädel zu tun haben: durch einen Kamin waren die Knochen mehrerer Tiere in den Raum gestürzt und dort angestaut. 1 Doch fand ich im gleichen Raum, auf einer Fläche von etwa 1 m 2, Gravierungen auf der Felswand. Die Hillebrand-Jeno-Höhle liegt im nördlichen Biikk-Gebirge, am südöstlichen Hang des Kölyuk-Galya-Berges in etwa 400 m Höhe ü. d. M. Die Öffnung der Höhle befindet sich am Boden einer kleinen Doline, ist süd­östlich gerichtet und sehr eng, kaum daß sich ein Mensch hindurchzwängen kann. Das Höhlensystem besteht aus einer komplizierten Reihe fallender Räume; in einer dieser Räumlichkeiten wurde eine neolithische Siedlung erschlossen. 2 (Abb. 1.) Der Raum, in dem die Gravierungen sind, befindet sich vom Eingang am weitesten entfernt (etwa 90 m.) Dem weiteren Vorwärts­kommen bietet hier kompakt verbackener Schutt in einem Kamin Einhalt. In diesen Raum gelangt man aus den größeren Sälen durch einen sehr engen Gang; dieser war beim Eingang von zähem, schlammähnlichem Ausfüllungs­material vollständig verstopft. Dieses Hindernis haben Touristen aus Miskolc — die diesen Teil der Höhle entdeckten -— so behoben, daß sie einen Durch­gang gruben. (Abb. 1. Maßstab cca. 1 :400.) Der kleine, mit Tropfsteinbildungen geschmückte Raum hat eine Fläche von etwa 10x7 m; die Gravierungen sind auf der nordöstlichen Felswand. Die Linien wurden 1—3 mm tief in den harten Kalkstein getrieben. Die höchste Linie der Gravierung ist etwa 180 cm oberhalb der heutigen Ausfüllungs­oberfläche, die zutiefst liegendein 100 cm Höhe. Die Felswand ist aus intaktem, unverwittertem Kalkstein und auf der besagten Fläche von ganz dünnem, pisolithartigem Travertin inkrustiert: der Travertin ist jünger als die Gravie­rungen. In etwa 2 m Entfernung von den Gravierungen ist jener Kamin, auf dessen Boden die von Tropfstein überzogenen und durch diesen verbackenen Höhlenbärenknochen gefunden wurden. (Abb. 2.) Unterhalb der Gravierungen ist der Höhlenboden stellenweise auch von einer Tropfsteinkruste bedeckt; hier und da stehen Stalagmite, an einzelnen Punkten ist die Kruste so dünn, daß sie unter dem Tritt bricht. Unter dieser Travertinschicht ist kalkschuttführender, nur mit wenig feinkörnigem Material 1 Vértes L., Die Rolle des Höhlenbären im ungarischen Paläolithikum. Quartär 10/11 (1958/59) S. 151-169. 2 Párduc ç Ai., Arch. Ért. 74 (1949) S. 111-112.; Korek J., FA 10 (1958) S. 17-26.

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