Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 19. 1979 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1981)

Tanulmányok – Abhandlungen - Kiss Attila: Germanische Grabfund der Völkerwanderungszeit in Jobbágyi. p. 167–185.

II. ZUR SIEDLUNGSGESCHICHTE DES KARPATENBECKENS IN DEN JAHREN 454-568 Zwischen der Mitte des 5. und der Mitte des 6. Jhs. kann man aufgrund der einzelnen Grabfunde die ethnische Bestimmung der Bestatteten wohl kaum vornehmen, denn die überwiegende Menge der Funde ist nicht an einzelne gentes zu binden, da charakteristische Fundeinheiten der verschiedenen ethnischen Gruppen sich noch nicht ausge­bildet haben. Daher müssen wir auch im Falle des als Aus­gangspunkt dienenden Grabes von Jobbágyi die ethnische Bestimmung nicht von den Funden ausgehend, sondern der geographischen und der chronologischen Lage entspre­chend der möglichen Lösung näher bringen. Die Siedlungsgeschichte des Karpatenbeckens nach der Hunnenzeit wurde durch die, den Zusammenbruch des Hunnenreichs im engsten Sinne folgenden Kräfteverhält­nisse bestimmt: die einzelnen germanischen Königreiche teilten das Karpatenbecken ihrer militärischen Macht ent­sprechend mit dem Konsens des Oströmischen Reichs. Diese ethnischen Siedlungsblöcke ergeben den Rahmen, innerhalb welcher man die archäologischen Komplexe mit mehr — oder weniger Sicherheit an eine gens binden kann. Deshalb dürfen wir nicht mit archäologischen Funden, sondern mit siedlungsgeschichtlichen Verhältnissen und den Machteinheiten dieses Zeit rechnen, um auch ethnische Bestimmungen vornehmen zu können. Die Geschichte des Karpatenbeckens nach der Hunnen­zeit, bis zum Beginn der Awarenzeit, entspricht siedlungs­geschichtlich drei Perioden: 1. Der Zeitabschnitt zwischen 454/456—473. In diesen Jahren war die Gegenwart der Ostgoten in Pannonién der entscheidende politische Faktor. Die Ostgoten vernichteten an der Donau die beiden Königreiche der Skiren und der Sarmaten. In dieser Zeit lebten nördlich der Donau (Po­zsony/Bratislava/Preßburg —Vác) die Sueben, östlich der Theiß die Gépiden. 2. Der Zeitabschnitt von 473 bis 526. In Pannonién ist dieses halbe Jahrhundert vom ethnischen Standpunkt schwer zu beurteilen. Das damals entstandene politische und eth­nische Vakuum wurde wahrscheinlich von den im Grenz­gebiet an der Donau lebenden Völkerschaften benützt und sie übersiedelten an das rechte Ufer der Donau. In dieser Zeit kam es zur Niederlassung der im Marchfeld lebenden Heruler in NW —Pannonién ; der im Gebietsstreifen zwischen den kleinen Karpaten und dem Bükk-Gebirge lebenden Sue­ben in NO-Pannonien sowie am linken Theißufer lebenden Gépiden in Pannónia Secunda. (Die zwischen 504—526 bes­tehende Oberhoheit der Ostgoten in Pannonién war — Syr­mien ausgenommen — wahrscheinlich bloß eine politische Macht, welche im Gebiet von Pannónia I und Valeria die ethnischen Verhältnisse nicht entscheidend veränderte). 3. Der Zeitabschnitt zwischen 526 bis 567j 568. Die Lango­barden besetzten in zwei Etappen Pannonién. Zuerst wur­den Nordpannonien und die dort ansäßigen Heruler und Sueben von den Langobarden unterjocht. Im späteren Ver­lauf gelangte auch Südpannonien unter langobardische Oberhoheit (mit Ausnahme Syrmiens) und so kristallisierte sich im westlichen und östlichen Karpatenbecken ein poli­tisches Kräftegleichgewicht heraus, das bis zur awarischen Landnahme dauerte. Wenn wir als Ausgangpunkt zur ethnischen Bestimmung die geographische Lage des Grabes von Jobbágyi heran­ziehen, dann können wir auch davon ausgehen, daß wir untersuchen, welche Stämme zum Zeitpunkt der Bestatte­ten von Jobbágyi hier angesiedelt waren; einfacher ist es jedoch, wenn wir untersuchen, wo im Karpatenbecken ethnisch bestimmbare Stämme (völkische Einheiten?) an­gesiedelt waren. Danach wäre zu bestimmen, welche gentes in jenem Gebiet wohnten, zu dem auch das Grab von Jobbá­gyi gehörte. a. Das Siedlungsgebiet der Ostgoten und ihre archäologischen Fundorte (456—473) „Als aber die Gothen [nämlich die Ostgoten] sahen, daß die Gépiden die Wohnsitze der Hunnen siegreich behaup­teten, die Hunnen aber ihre eigenen alten Wohnsitze be­setzten, zogen sie es vor, das römische Reich um Land zu bitten, statt mit eigener Gefahr in ein fremdes einzudringen, und bekamen Pannonién, eine weithin sich erstreckende Ebene mit dem Oberen Mösien im Osten, Dalmatien im Süden, Norikum im Westen, der Donau im Norden, ein Land, das mit sehr vielen Städten geziert ist, von denen die nächste Syrmis, die letzte Vindomissa ist" (Jord. Get. 264; MAER­TENS 1884). Die Ostgoten erhielten ganz Pannonién vom Oströ­mischen Reich, aber innerhalb der in ihren Händen be­findlichen Provinz hatten sie „geschlossene" Siedlungs­gebiete nur in dem Streifen zwischen dem Balaton (Platten­see) und Sirmium (Jord. Get. 264, 268; ALFÖLDI 1926, 101—103; VÁRADY 1969, 336; Lotter 1968, 288: „die längst aufgegebene Donaugrenze zwischen Aquincum und Sir­mium wieder besetzten"; Bona 1969, 279—281; Bona 1973, 307—311; WOLFRAM 1979, 321—335, Karte 5). Bei der archäologischen Feststellung der pannonischen Anwesenheit der Ostgoten (Abb. 1, 2) halten wir erst bei den anfänglichen Forschungen (Kiss 1979). Von der NW-Grenze des ostgotischen Siedlungsgebietes zwischen 456—473 kann man folgendes sagen: „...es saß Thiudimir am See Pelsois" — Thiumdier iuxta lacum Pelsois (Jord. Get. 268). ,,. . . als Hunimund mit seinen Suaven nach Verwüstung Dalmatiens heimkehrte, paßte ihm Thiudimir, der Bruder des Gothenkönigs Valamir, den nicht so sehr der Verlust der Herden schmerzte, als er befürchtete , die Suaven möchten, wenn sie ungestraft sich solches erlauben dürften, sich noch weitere Frechheiten herausnehmen, scharf beim Übergang auf; in einer stür­mischen Nacht, als sie schliefen, griff er sie am See Pelsodis an und brachte sie durch die unterwartete Schlacht in solche Bedrängnis, daß ihr König Hunimund selbst gefangen ge­nommen wurde und sich mit seinem ganzen Heer, so weit es 169

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