Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 17. 1976 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1978)

Forschungsfragen der Steinskulptur der Arpadenzeit in Ungarn - Marosi Ernő: Stilrichtungen zwischen 1220–1230 in der Bauskulptur. p. 155–161.

bestimmt als eine repräsentative Hofkunst. Seine Baumeister begannen und setzten auch Anfang des 13. Jhs. den Bau des Zisterzienserklosters in Pilis­szentkereszt fort, von wo der Erzbischof von Kalocsa, Bertold aus dem Hause Andechs-Meran, die Meister zum Bau seiner Kathedrale berief, die als einzige in Ungarn den französischen Bischofskirchen auch in ihrem Bautyp folgte( 6 ). In zwei Fällen, in dem von einzelnen Steinmetzen am Klosterbau des Csák­Geschlechtes von Vértesszentkereszt und am Bau des Prämonstratenserklosters des Hont-Pázmán-Ge­schlechtes von Bény, kann man nachweisen, daß Ade­lige die Anfang des 13. Jahrhunderts von einer groß­zügigen königlichen Politik der Güterschenkungen begüngstigt wurden( 7 ), dem Beispiel der Hofkunst folgten. Auf ähnliche Gründe kann wohl das Erschei­(6) Die erste Bauperiode von Pilisszent kereszt, deren Arbeiten zur Zeit der Beisetzung der Königin Ger­trudis in der Klosterkirche schon ziemlich fortge­schritten waren, weist eindeutig und frei von jeden Spuren des älteren Stils von Esztergom auf die Tätig­keit von Steinmetzen der frühgotischen Werkstatt von Esztergom hin und verrät dabei sehr enge Beziehun­gen zu den Baugliedern von Kalocsa II (L. Gerevich 1974, 165; 1977, 173; BÉKEFI 1891, Abb. 23). Die vermutlich aus. der ersten Bauperiode des königlichen Palastes von Óbuda stammenden, zum größten Teil verlorengegangenen Skulpturenfragmente, von denen nur die im ersten Grabungsbericht abgebildeten Fo­tografien zeugen, sind ebenfalls der Tätigkeit dersel­ben Werkstatt zuzuschreiben (Lux 1916, 28/29, Abb. 16 — 18). Dies könnte der vielleicht zur Zeit des Kö­nigs Béla III. begonnene Palast gewesen sein, der jedoch 1198 beim Verzicht von König Imre auf den königlichen Palast von Esztergom bereits im Hinter­grund stand und dessen terminus ante quem 1212 К u ­morowitz (1971, 22, 67) nachgewiesen hat. Es ist in erster Linie aufgrund von stilistischen Zusam­menhängen zu vermuten, daß die Arbeiten an der Kathedrale Kalocsa II zu dem Schwerpunkt der sich zu Beginn der Herrschaft des Königs Andreas IL herausgebildeten Zusammenhänge gehören, d. h. daß ihre Anfänge in die Zeit des Erzbischofs Berthold anzusetzen sind, — im Gegensatz zu der Vermutung von G. Entz (1966b, 31). In der Zeit Bertholds, welcher mit außergewöhnlicher Entschlossenheit die Vorrechte seines Gegners, des Erzbischofs Johann von Esztergom angegriffen hat, mag der Bau der Kathe­drale Kalocsa II als Kathedrale französischen Ursp­rungs mit Chorumgang und Kapellenkranz aktueller gewesen sein als später zur Zeit des Erzbischofs Ugrin aus dem Geschlechte Csák. (7) Zu den Esztergomer Beziehungen von Bény; Éber 1922, 81. und Csányi — Lux 1940, 5. Sie mögen in Vértesszentkereszt weniger eine entscheidende Rolle gespielt haben, lassen sich jedoch bei einzelnen Skulp­turen vermuten, wie sie auch mit den jüngeren West­teilen der Kirche von Karcsa in Zusammenhang ste­hen (Révhelyi 1958, Fig. 27-28, 30-31). Zum Zu­sammenhang von Karcsa und Vértesszentkereszt : ibid., 43, vergl. Csányi—Lux 1938, 13. — Zu dieser mustergültigen Analyse der Zusammenhänge der Gründungsumstände mit den Verhältnissen der Stif­terfamilie von Bény: S. TÓTH 166. In der Gründung von Vértesszentkereszt läßt sich, laut dem wahr­scheinlich eigenhändig verfaßten Testament von 1231 des Gomes Nikolaus aus dem Geschlechte Csák, dem erwählten Erzbischof Ugrin von Esztergom eine we­sentliche Rolle zuschreiben. Selbst den Besitz im Vér­tes-Gebirge hat Comes Nikolaus von ihm geerbt: nen dieses Stils an Gebäuden der Prämonstratenser­probstei in Ócsa zurückgeführt werden. Von der Vermittlerolle zeugen Ócsa zum Teil, Jánoshida als Ganzes. Kalocsa spielte wohl als ein Lokalzentrum in den benachbarten Gebieten eine Rolle( 8 ). 2. Es ist eine sicherlich mit diesem Fortbestehen frühgotischer Tendenzen gleichzeitige Erscheinung, die von Meistern in Somogyvár und Pusztaszer ver­treten war. In Somogyvár waren sie an einer Madon­nenfigur und am Kreuzgang tätig und die Säulen­figuren von Pusztaszer, die auch in ihrer künstleri­schen Qualität verwandt sind, mögen ebenfalls einen Kreuzgang geschmückt haben. Ihre Vorbilder sind im Kreise der Vorläufer der Skulptur der klassischen Gotik etwa in der Bildhauerei von St. Rémi in Reims, von Notre-Dame-en-Vaux in Chalons-sur-Marne und von Sens zu suchen; die Skulpturen folgten diesen hervorragenden Vorbildern ziemlich verspätet und in schwächerer künstlerischer Qualität( 9 ). Zur gleichen Zeit — wohl im zweiten Jahrzehnt des 13. Jhs. — zeugen auch architektonische Fragmente von Eszter­gom, Pilisszentkereszt, Somogyvár von der Über­nahme in Ungarn der klassischen gotischen Bau­konstruktion und Gliederungstypen. Diese Tenden­zen hängen unbedingt mit früheren Werkstattbezie­hungen zusammen, die bereits seit der Zeit Königs Béla III. im Kreis der Hofkunst bestanden. Ihren Höhepunkt bedeutet sicherlich die Tätigkeit eines Meisters aus der Werkstatt der südlichen Querschiff­Vorhalle von Chartres, und der in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre einen einzigen Auftrag, die Bildhauerarbeit des Sarkophags der Königin Gertrud in Pilisszentkereszt verwirklicht hat. Das Werk dieses Meisters kann sowohl was seine stilistische Bezie­hungen, als auch was seine Zeit betrifft, mit Recht vergl.: Cod. dipl. III/2, 227. Zu seiner Persönlichkeit und seinen Beziehungen siehe auch Sólyom 1966, 77. Nikolaus aus dem Geschlechte Csák und das Hont — Pázmán-Geschlecht waren Hauptnutznießer der Güterverschenkungen des Königs Andreas IL und Geschädigte der Restitution der königlichen Güter des Königs Béla IV. (Rákos 1974, 11, 17). (8) Die Feststellung des Zusammenhanges kann rein sti­listisch erfolgen. Die für Kalocsa charakteristische saubere, scharfumrissene, im Vergleich mit Eszter­gom jedoch steife und schematische Formgebung läßt sich auf Pilisszentkereszt (L. Gerevich 1977, Fig. 36 — 37, 39) zurückführen. Was Jánoshida betrifft unterstützen die Beziehungen zu Kalocsa auch ein­deutige motivische Entsprechungen (Kozák 1974, 40, 45, Abb. 48; Entz 1966b, Kalocsa: Abb. 21). Im Falle von Ocsa erlauben die Zustände der Mehrheit der Skulpturen keine solchen Schlüsse. Der gemeinsame terrninus ante quem von 1234 der beiden Prämonstra­tenserprobsteien von Ocsa und Jánoshida, die ohne Zweifel der Spätphase der von Esztergom ausgehen­den frühgotischen Werkstatt-Tradition gehören, mag für die gesamte Stilerscheinung wichtig sein (Oszwald 1957, 227). (9) TÓTH - MAROSI 1978, 231, Nr. 162-166, 236. Nr. 167 — 173. Zu den vermutlichen stilistischen Vorstu­fen der Skulpturen von Pusztaszer vergl. ; Châlon­sur — Marne, Kreuzgangskulpturen (SAUERLÄNDER 1970, 52 — 53) und die Säulenskulpturen eines Kreuz­ganges (?), Sens, Musée Municipal {ibid., 95). 157

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