Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 10. 1969 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1969)

Tanulmányok – Abhandlungen - Fügedi Erik: Die Entstehung des Städtewesens in Ungarn. X, 1969. p. 101–118.

ungarische Handel mit byzantinischen Waren höchstens Böhmen. 34 Der Begriff der Stadt war in diesem osteuropäischen Wirtschaftskreis und so dem Ungarntum schon vor der Landnahme bekannt. Im 8—9. Jh. lebten die Ungarn im Rahmen des Kazarenreichs. Aus östlichen (vor allem ara­bischen) Quellen kennen wir die Hauptstadt des Reiches, das an der Wolga liegende Itil ziemlich gut. Sie stand an den beiden Ufern des Flusses, zerfiel in mehrere Stadtteile, von denen einer den Sitz des Kaganen bildete, war mit einer Mauer umgeben. In der Stadt (die arabischen Quellen be­dienen sich dieses Wortes) waren Märkte, Moschees und Bä­der zu finden. Die Bevölkerung war nicht nur hinsichtlich ihrer Religion, sondern auch ihrer Beschäftigung nach ge­teilt. Vom wirtschaftlichen Standpunkt war Itil zweifellos eine Stadt, doch als Sozialgebilde ein nomadischer (asia­tischer) Typ derselben, in der die Einwohner den selben Sozialstatus einnahmen wie diejenigen, die nicht Stadt­bewohner waren und ein Teil der Einwohner verliess die Stadt im Frühling und kehrte nur im Herbst zurück. 35 Das landnehmende Ungarntum bestand nicht aus­schliesslich aus Reiternomaden, ja ihr Anteil an der gesamm­ten Bevölkerung verminderte sich durch die Landnahme und durch das Unterwerfen der hier lebenden Bevölkerung noch weiter. Die Tendenz wurde immer stärker das west­europäische, auf Ackerbau fundierte, wir möchten sagen slatische Siedlungsart zu übernehmen. So nimmt es kein Wunder, dass die jüngsten Forschungen schon im 10. Jh. ptanmässige Übersiedlung einiger Volkselemente 36 , oder ein Siedlungssystem nachweisen konnten, die auch auf die Entstehung des ungarischen Städtewesens einen Einfluss ausübten. Es war schon seit geraumer zeit bekannt, dass im 10-12. Jh. die Tätigkeit der Handwerker auch geographisch gebun­den war, d. h. dass Hintersassen oder Sklaven die dasselbe Handwerk ausübten in einem Dorf ansässig warjpn, so z. B. Schmiede, Töpfer, usw. und das Dorf dem entsprechend den Namen des Handwerks führte, z. B. Ács (= Zimmer­mann), Gerencsér (= Töpfer), usw. 37 Der Zusammenhang zwischen solchen Handwerkersiedlungen und Marktorten rief eine besondere Siedlungsordnung ins Leben. Ein Teil der Marktorte wurde mit dem Namen jenes Wochentages bezeichnet, an dem der Markt stattfand, z. B. Csütörtök­hely (= Donnersmarkt). J. Major ist es gelungen festzu­stellen, dass solche Marktsiedlungen hauptsächlich an der ungarisch-slavischen ethnischen Grenze entstanden, weiter­hin, dass in deren unmittelbarer Umgebung immer Hand­werkerdörfer und Dörfer die auf mohammedanische oder jüdische Kaufleute hinweisen, gefunden werden können. 38 Als Beispiel soll hier (Abb. 3) ein Gebiet am Rande des Ba­kony—Gebirges angeführt werden, wo in der Nähe von Szerdahely (= Mittwochmarkt) zwischen Agrarsiedlungen 34 B. HÓMAN, Adalék X—XI. századi pénztörténetünkhöz (Ein Beitrag zur Gelegeschichte des 11 —12. Jh.), Sz, 52,1918,161 —167. Ibrahim ibn Jakub traf in Prag Mohammedaner, Juden und Ungarn aus Ungarn. »s Auf Grund der Berichte von Ibn Rosteh (GY. PAULER-S. SZILÁGYI, о. с, 154 — 155.) und Ibn Fadhlan (ibid. 212—219.) über die Entwicklung der Stadt schrieb Hóman ausführlich, cf. В. HÓMAN-G Y. SZEKFÜ, Magyar történet, Bp., 19396, 1, 62 — 64. 36 GY. GYÖRFFY, Tanulmányok a magyar állam eredetéről (Studien über die Enstehung des ungarischen Staates), Bp, 1959. 27. 37 Die neueste Zusammenfassung gab G. Heckenast in seinem Referat an der 1968. agbehaltenen ungarisch-französischen wirtschaftsgeschichtlichen Konferenz. 38 J. MAJOR, A magyar városok és városhálózat kialakulásának kezdetei (Die Städte Ungarns und die Anfänge des Stadtnetzes), Településtud. Közi., 18, 1966,48-69. (des weiteren; MAJOR, Anfänge) (Dém, Tamási, Ság) die Handwerkerdörfer Teszer (=Zim­mermann), Szücs (=Kürschner), Takácsi (=Weber) und Vaszar (das Wort deutet auf Eisenverarbeitung hin) und ein Szerecseny (d. h. Sarazener) genanntes Dorf zu finden ist. Es handelt sich also um eine Siedlungsgruppe, deren ein­zelne, ihrem Charakter nach übereinstimmende, jedoch im Aufbau unterschiedliche Elemente sich gegenseitig organisch ergänzten und eine lose, doch gewissermassen geschlossene Einheit bildeten. 39 Es ist klar, dass die Bände zwischen Handwerk und Handel schon im 10. Jh. einen tatsächlichen Wirtschaftsfaktor darstellten. Zu diesen nomadischen Elementen gesellten sich an der Wende des 10/11. Jh. auch neue byzantinische und wes­teuropäische Faktoren, als das Ungarntum zum Christen­tum bekehrt, und das Land in ein christlich feudales König­stum umgestaltet wurde. 40 Bischofsitze wurden eingerichtet, Kirchen, Schulen und andere kirchliche Gebäude gebaut, mit den nötigen ausgestattet, eine neue Gruppe, die Kleri­ker erschienen und all dies bedeutete eine Steigerung des Bedarfs an Agrar- und Handwerksprodukten. Die weltliche Organisation ging Hand in Hand mit der kirchlichen. Es entstanden Komitatszentren, in denen der Gespann mit seiner Gefolgschaft residierte, wo Vorräte an Agrarproduk­ten angehäuft wurden. Kirchliche und weltliche Organisa­tion wählten regelmässig denselben Ort zu ihrem Sitz, da­durch wurde die Wirkung noch gesteigert. Die ungarischen Wörter, mit denen diese den Landneh­menden vollkommen fremde Institutionen bezeichnet wur­den, sind grösstenteils slavische Lehnwörter, woraus eine Abb. 3: Siedlungen um einen Marktort (nach J. Major). 3 9/Ш.,48. 40 Obzwar sich Stephan I. an Rom anschloss hatte er auch byzantinische Elemente in der kirchlichen Organisation aufgenommen ganz abgesehen von der früheren byzantinischen Missionstätigkeit und ihre Folgen. Vgl. GY. MORAVCSIK., Görögnyelvű kolostorok Szt. István korában (Griechi­sche Kloster zur Zeit dec Hl. Stephans), Szt. István Emlékkönyv, Bp, 1938, I., 390-422. 104

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