Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 10. 1969 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1969)

Tanulmányok – Abhandlungen - Fügedi Erik: Die Entstehung des Städtewesens in Ungarn. X, 1969. p. 101–118.

DIE ENTSTEHUNG DES STÄDTWESENS IN UNGARN Im Jahre 1961 an einer Konferenz über ungarische Stadt­geschichte habe ich die Entstehung des Städtewesens in Un­garn zusammenfassend geschildert. Das Referat, das da­mals als Versuch galt, wurde nur in einem kurzen Auszug veröffentlicht. 1 Sieben Jahre können kaum als eine lange Zeit bezeichnet werden, dennoch wurden während dieser Jahre bedeutende Studien geschrieben und ebenso bedeu­tende Ausgrabungen vorgenommen, die das von mir ent­worfene Bild teilweise ergänzten, teilweise berichtigten und die ersten zwei Abschnitte der Geschichte des ungarischen Städtewesens in ein schärferes Licht stellten. Ich sah mich in Einzelheiten zu Änderungen gezwungen, doch nicht in der Konzeption, die ich jetzt — dank den Herausgebern dieser Zeitschrift — auch den ausländischen Lesern zugäng­lich machen kann. * Das Karpathenbecken, das die landnehmenden Ungarn am Ende des 9. Jh. eroberten und als einheitlichen Staat bis zur Schalcht bei Mohács (1526) aufrechterhielten, war zwar geographisch eine geschlossene Einheit, zerfiel aber vom Standpunkt der Geschichte in mehrere Teile, die ihre eigene wirtschaftliche und soziale Entwicklung und auch in Be­zug auf die Stadtgeschichte ihre besondere Züge aufzuwei­sen hatten. Der Nordwesten des Landes gehörte zum Gross­mährischen Reich, die östlichen und südlichen Teile waren von Bulgarslaven bewohnt, während in Transdanubien ne­ben den Avarén eine äusserst gemischte Bevölkerung teil­weise unter fränkisch—slavischer Herrschaft stand. Sie­benbürgen und Transdanubien waren ehemalige Römer­provinzen, über die sich die Wellen der Völkerwanderung erschütteten und so lautet auch in der Geschichte des unga­rischen Städtewesens die erste Frage: wieweit darf man heute eine Kontinuität des römischen Lebens überhaupt und des römischen Städtewesens inbesonderen annehmen. Noch vor dreissig Jahren glaubte der ungarische Histori­ker A. Pleidell, dass die mittelalterlichen Städte Transda­nubiens und ihre latini genannten Einwohner das Fortleben der römischen municipia, bzw. die Nachkommen der roma­»Sz, 97 f l?W, 398 -39?, nisierten Stadtbewohner darstellen. 2 Als Reaktion seiner Studie wurde dann durch lange Zeit jegliche Kontinuität abgewiesen, bis archeologische und sprachwissenschaftliche Ergebnisse die Historiker nicht eines besseren belehrten. 3 Es stellte sich heraus, dass römische Siedlungen äusserst zäh, öftere Verstörungen zu überleben und alles von neuem anzufangen fähig waren. Die IL altchristliche Basilika von Fenékpuszta (neben dem Plattensee) wurde öfters zerstört, doch immer wieder aufgebaut, sogar erweitert und stand noch zur Zeit der ungarischen Landnahme. 4 Das benach­barte Keszthely bewahrte in seinem Namen das durch Sla­ven übernommene lateinische Wort castellum. 5 Es kann heute kaum geleugnet werden, dass in gewissen (besonders in den sümpfigen und bewaldeten, also von den Reiterno­maden verschonten) Gebieten Transdanubiens zur Zeit der ungarischen Landnahme eine Bevölkerung vorzufinden war, in der die Reste aller hier durchziehenden Völker, da­runter auch spärliche Reste der romanisierten Elemente Pannoniens repräsentiert waren. Während im Lichte dieser archeologischen Ergebnisse die Frage einer gewissen Kontinuität ziemlich einfach erscheint, ist das Fortleben der romanisierten Elemente in den späte­ren mittelalterlichen Städten viel komplizierter. Vor allem soll darauf hingewiesen werden, dass ein Weiterleben des römischen städtischen Organismus, des municipium auch in Ungarn nicht angenommen werden darf. 6 Die Führer­2 A. PLEIDELL, A magyar várostörténet első fejezete (Der erste Abschnitt der ungarischen Stadtgeschichte), Sz, 68, 1934, 1-44, 158-200, 276-313. 3 D. DERCSÉNYI, Újabb régészeti kutatások és a pannóniai kontinuitás kérdése (Neuere archeologische Forschungen und die Kontinuitätsfrage in Pannonién),Sz, 81, 1947, 203-211.; A. RADNÓTI, Pannóniai városok élete a korai feudalizmusban (Das Leben in den pannonischen Städten im Frühfeudalismus), MTA 6, 1954 459-508; GY. SZÉKELY, Les sort des agglomérations Pannoniennes au début du Moyen Age et les origines de l'urbanisme en Hongrie., AUSB, I. 3, 1961, 59-96. 4 K. SÁGI, Die zweite altchristliche Basilika von Fenékpuszta, A. Ant. Hung., 9, 1961,397-459. 5 D. PAIS, Keszthely (Der Ortsname Keszthely), MNy, 51, 1955, 97-98. 6 Cf. F. WITTINGHOFF, Zur Verfassung der spätantiken Stadt, Studien zu den Anfängen des europäischen Städtewesens, Landau-Konstanz, 1958, 11-29.; H. v. PETRIKOVITS, Das Fortleben römischer Städte am Rhein und Donau. Ibid, 63-76.; F. VERCAUTEREN; Die europäischen Städte bis zum 11. Jh. Die Städte Mitteleuropas im 12. und 13. Jh. (red. v. W. Rausch), Linz, 1963, 13-18,; E. HERZOG, Die ottonische Stadt, Berlin 1964,215-218, 101

Next

/
Thumbnails
Contents