A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 8. (Szeged, 2002)

SOMOGYI, Péter: A szeghegyi (Lovcenac, Szerbia) "lovassír" újraértelmezése

MFMÉ - StudArch VIII (2002) 283-289 DAS „REITERGRAB " VON SZEGHEGY (HEUTE LOVCENA C, SERBIEN) — EINE NEUBEWERTUNG Péter SOMOGYI Gegen Ende April 1901 meldete György Hollinger dem Gemeindeamt in Szeghegy, er habe beim Ver­größern seines Hofes während des Abtragens der sich am unteren Ende seines Grundstückes erhe­benden Böschung ein Grab entdeckt und darin außer zwei menschlichen Skeletten eine Goldmün­ze, zwei Steigbügel, ein Tongefäß und eine Eisen­schnalle geborgen. Der Gemeidevorstand bat den Hausbesitzer um eine kurzfristige Einstellung der Erdarbeiten und benachrichtigte umgehend das Präsidium des Geschichtsvereins des Komitats Bács-Bodrog vom Fund. Der Verein wurde zu­gleich gebeten, einen Vereinsbeauftragten zu ent­senden, der den Grabfund vor Ort sichten und eventuell weitere Untersuchungen einleiten sollte. Weil die Goldmünze, eine des Heraclius und Heraclius Constantinus, und die Machart von Steigbügel und Eisenschnalle auf eine awarische Bestattung hinwiesen, fanden sich am 27. April der Vereinspräsident László Kozma und der Kustos des Vereinsmuseums Lajos Roediger in Szeghegy ein, um das Grab ausführlich zu untersuchen. Der über die Fundumstände und die Ergebnisse der Nachforschung verfaßte Bericht Roedigers er­schien noch im selben Jahr im Vereinsjahrbuch und ein sich darauf stützender, nun auch mit Ab­bildungen ausgestatteter Aufsatz wurde zwei Jahre später in der Zeitschrift Archaeologiai Értesítő ver­öffentlicht (ROEDIGER 1901; ROEDIGER 1903). Wie die Titel der Berichte („Ein Reitergrab von Szeghegy" bzw. „Über ein frühmittelalterliches Reitergrab von Szeghegy") bezeugen, war Roe­diger völlig davon überzeugt, daß auf dem Hof Hollingers das Grab eines zusammen mit seinem aufgeschirrten Reitpferd bestatteten Kriegers ent­deckt worden war. Tatsächlich scheinen Teile des bekannt gewordenen Grabinventars (neben dem Paar Steigbügel auch eine Axt bzw. ein Kampfbeil, eine Lanzenspitze, ein Schwert und ein Schild, wobei es sich bei den letzten Zwei nicht um ge­sicherte Funde, sondern lediglich um von Roediger aufgrund mancher Eisenfragmente erschlossene und zugleich auch mit Fragezeichen versehene Ob­jekte handelte) und der von Roediger eigenhändig freigelegte Pferdeschädel auf den ersten Blick die­sen Schluß zuzulassen. József Hampel dürfte mit dieser Deutung des Befundes nicht ganz einverstanden gewesen sein. In seinem epochemachenden Fundkatalog wird die Bestattung nämlich als „Grabfund mit Pferdebe­stattung von Szeghegy" bezeichnet. Seiner nur auf Fundobjekte ausgerichteten Betrachtungsweise entsprechend verlor Hampel über den Befund und die Fundumstände auch hier kein Wort. In An­lehnung an Roediger 1903 bespricht er nur das Grabinventar, wobei jedoch nicht alle der von Roe­diger dokumentierten Fundstücke aufscheinen. Dies war eine Folge Hampels berühmt-berüchtigter Arbeitsweise, zuerst die Fundinventare zeichnen zu lassen und dann nicht die originalen Fundobjekte, sondern die auf seinen Auftrag hin gefertigten oder bereits existierenden Zeichnungen in seinen Wer­ken zu bewerten (BONA 1983, 92). Die von Roediger bedingt als Schwert und Schildrand gedeuteten Eisenstücke kommen zwar auch bei Hampel vor, jedoch ohne "Nennung ihrer zweifelhaften Bestim­mung, dafür ist der von Roediger für eine Lan­zenspitze gehaltene Gegenstand zu einem Werk­zeug unbekannter Funktion geworden. Folglich sind im hampelschen Inventar nur die Axt und das Bruchstück einer von Roediger nicht erwähnten eiseren Pfeilspitze als die einzigen Waffenbeigaben der Bestattung übrig geblieben. Daß sich ein klassisches Reitergrab daraus wohl kaum ergibt, dessen dürfte sich Hampel durchaus bewußt ge­wesen sein. Und noch etwas! Zu den Steigbügeln bemerkte er: „Auffallend sind die geringen Aus­maße" (HAMPEL 1905, 842-843). Alles in allem ge­nügend Gründe, das Reitergrab Roedigers in ein Grab mit Pferdemitbestattung umzuwandeln. Die

Next

/
Thumbnails
Contents