A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 3. (Szeged, 1997)

SOMOGYI Péter: Három kora avar kori sír a Gyoma 264. sz. lelőhelyéről

DIE GRABLEGUNG Zum Totenbrauchtum liefern die Befunde aus den Gräbern 1 und 2 nur sehr wenige Informationen, eigentlich kann nur ihre Orientierung bewertet wer­den. Im Gegensatz zum Fundbericht besitzt Grab 3 zwar kein „sehr reiches" Grabinventar, 6 dafür weist es aber markante Merkmale des Totenkultes auf, wodurch sich die Grablegung einigermaßen re­konstruieren läßt. Die Grabgrube war anscheinend ein einfacher Schacht mit nach unten verengenden, NW-SO aus­gerichteten Längsseiten. Die Holzspuren auf der Grabsohle unterhalb des Skelettes erlauben den Schluß, daß die Verstorbene auf einem Totenbrett liegend zu Grabe getragen worden ist. Die verstorbene junge Frau wurde in sehr einfacher Tracht bestattet. Im Grabinventar gibt es nämlich nur wenige Fundobjekte, die aufgrund ihrer Lage im Grab als Bestandteil der Totentracht zu deuten sind: die drei Haarnadeln aus Geflügel­knochen (1), der Ohrring (3) und eine Eisenschnalle (13). Zu der Tracht im weiteren Sinne gehört auch das Eisenmesser (7). Die große Blechriemenzunge (2), der fragment­ierte Preßblechbeschlag (4) und die Klammern zur Befestigung ähnlicher Beschläge (9-10), der rechtek­kige Beschlag (12) sowie die Eisenschnalle (6) mit dem reparierten Dorn zeugen eindeutig davon, daß auch ein beschlagverzierter Gürtel (oder zumindest Teile davon) mit ins Grab gelegt worden ist. Dies spricht gegen die verbreitete Forschungsmeinung, daß bei den Steppenvölkern der beschlagverzierte Gürtel, d.h. der Waffengürtel nur von Männern getragen worden sei. Wenn Gürtelbeschläge und Riemenzungen in awaren­zeitlichen Frauengräbern dennoch auftreten, dann handelt es sich entweder um eine Art von „Frauengür­teln" oder um einzelne Beschläge von Männergür­teln in sekundärer Verwendung. 7 Aber in unserem Fall erlaubt der Befund, die Art und Weise, wie der beschlagverzierte Gürtel ins Grab gelangte, anders zu rekonstruieren. Die Lage der Gürtelbestandteile im Grab belegt nämlich, daß dieser Gürtel kein Tracht­bestandteil der verstorbenen Frau, sondern eine Beigabe der Hinterbliebenen war. Die wahrscheinlich absichtlich beschädigte Riemenzunge registrierte man neben dem Schädel, die gepreßten Beschläge befanden sich an drei unterschiedlichen Stellen, die Schnalle lag am linken und der rechteckige Beschlag am rechen Oberarm. Dieser Befund läßt vermuten, daß der Gürtel zerstückelt mit ins Grab gelegt wurde. Deshalb ist nicht mehr zu entscheiden, ob es sich ursprünglich um einen Frauen- oder einen Männergürtel handelte. Die beiden Bronzeblechfragmente (5, 8) und das Bruchstück einer Blechriemenzunge (11), denen sonst keine Funktion zugewiesen werden kann, sollten ebenfalls als Opfergaben ins Grab gelangt sein. Wegen ihrer Lage möchte ich auch die Perle (14) hierzu zählen. Als Wegzehrung wurde der Verstorbenen ein Geflügel oder Teile davon mitgegeben. Nachdem die Tote ins Grab gelegt und die bescheidenen Abschiedsgeschenke sowie die Weg­zehrung hinzugefügt worden waren, wurde der Leichnam mit Erde bedeckt, aber die Grube noch nicht gänzlich zugeschüttet. Erst einmal erfolgte die Mitbestattung einer Pferdehaut mit dem Schädel und den Extremitäten. Sie ersetzten im Grab das ganze Pferd, dessen Fleisch während des Toten­schmauses verzehrt wurde. 8 Nach der Lage der Pfer­deknochen im Grab zu urteilen, war man bestrebt, die Haut im nordwestlichen Teil des Grabes in einer 6 RégFüz 44 (1992) 11. 7 Im Falle dieses „Frauengürtels" befand sich die große Riemenzunge am Ende eines sehr langen, evtl. beschlagverzierten Riemens, der aufgrund authentischer Befunde tief von der Hüfte herabhing (KOVRIG 1975, 228-229 mit Anm. 24-25). Vor kurzem wurde diese Tracht von T. Vida eingehend besprochen (VIDA 1996,108-118). Er konnte dabei nachweisen, „daß es sich hier um die im Merowingetreich verbreiteten großen Gürtelgehänge handelt" (VIDA 1996,117), die im awarischen Siedlungsgebiet „im letzten Drittel des 6. und im ersten Drittel des 7. Jh. "(VIDA1996, 114) in Mode kamen. Die mir bekannten zwei singidären Riemenzungen, beide Altsdicke, wurden zu Anhängern umfunktioniert: eine gegossene spätawarische kleine Riemenzunge-aus dem Grab 513 von Cikó (SOMOGYI 1984, 63, 34. t. H) und eine gegossene, durchbrochene Riemenzunge mit Maskendarstellung vom Typ A 1.1. der Maskenbeschläge aus dem Grab 314 von Szekszárd-Bogyiszlói Út (ROSNER 1977, 83, 86, Taf. IL 24; SOMOGYI 1987, 133-134). 8 Da über die PferdeopferIPferdebeigabe und über seinen archäologischen Befund, über die unterschiedliche Art von Pferdemitbestatttingen bei den Reitervölkern des Frühmittelalters Arbeiten in Hülle und Fülle vorliegen, möchte ich an dieser Stelle bloß auf eine ethnographische Aufzeichnung (GLUCHOV 1926) hinweisen. In diesem filr die Awarenf orschung meines Wissens noch nicht verwerteten Aufsatz wird die Ausführung eines Pferdeopfers bei denAltaj-Türken ausführlich

Next

/
Thumbnails
Contents