A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1966-67. 2. (Szeged, 1968)

Farkas Gyula–Lipták Pál: Über die Anthropologie der Bevölkerung des südlichen Teils der Ungarischen Tiefebene in der Arpadenzeit

mit Merkmalkomplexen untersucht werden sollen. Mögen unsere Methoden noch so zeitgemäss oder unzeitgemeäss sein, kann niemals ausser Acht gelassen werden, dass der zu untersuchende Schädel oder dass zu prüfende Skelett die Merkmale eines Elternpaares an sich trägt, welche Noten immerhin durch andere — äussere oder innere — Faktoren in kleinerem oder grösserem Masse abgeändert werden konnten. Auch dann, wenn wir die Aufeinanderfolge der archäologischen Zeitalter oder ein länger benutztes Gräberfeld einer in einem bekannten archäologischen Zeitalter gelebten Bevölkerung untersuchen, sollen die aufeinander folgenden Gene­rationen geprüft werden, die den Stempel der vorangegangenen Generation eben­falls an sich tragen. Selbst in dem Falle ist es so, wenn sich die Qualität der Geräte inzwischen — von einer Generation auf die andere — verändert haben soll. Nun könnte man sich unwillkürlich fragen, ob demgemäss zwiscnen zwei auf­einander folgenden Generationen eine wesentliche Abweichung vorkommen kann, mit anderen Worten : wie gross die Ähnlichkeit zwischen zwei miteinander verwand­ten-, aber voneinander chronologisch abweichenden Generationen sein kann. Das lässt sich auf Grund der Erfahrung beantworten, da druch Experimente der Verer­bungsvorgang der Merkmale beim Menschen natürlich niht festgestellt werden kann. Die anthropologisch-humangenetischen Untersuchungen beweisen aber, dass das Verwandtschaftsverhältnis zwischen Kind und Eltern auf Grund der anthropo­logischen Merkmale mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit festgestellt werdee kann, selbst dann, wenn die Person der Eltern nicht genau bekannt ist. 3 Wenn also der Anthropologe einen Merkmalkomplex beschreibt und ihn von einem anderen ab­grenzt, kann er gleichzeitig auch die Beziehungen zwischen den Generationen, wie auch die Abweichung der jüngeren Generation von der älteren beobachten. Bei dieser am Skelettmaterial gemachten Differenzialdiagnose gehen die Pa­läoanthropologen bis auf heute nicht nach einheitlichen Gesichtspunkten vor. Eine Methode aber, mittels welcher die Merkmalkomplexe am selben Untersuchungs­material von mehreren Forschern mit 100 % gleichem Resultat voneinander abgeg­renzt werden könnten, ist uns nicht bekannt. Die zu diesem Zweck geeignet erschei­nenden Methoden lassen nämlich in anderer Hinsicht viel zu wünschen übrig. Die zur Bestimmung der einzelnen Merkmalkomplexe dienenden Methoden können in zwei Gruppen eingeteilt werden: 1. Die Bestimmung wurden, vor allem früher, ausschliesslich auf morphologischer Grundlage vorgenommen, was notwendigerweise zu einer gewissen Subjektivität geführt hatte. Es kam nämlich ganz auf die Persönlichkeit des Forschers an, welches Merkmal er einem anderen gegenüber bevorzugt haben wollte. Auch hatte der Forscher eine ziemlich schwierige Aufgabe, wenn er die von einem anderen Forscher bereits festgestellten Merkmalkomplexe wieder rekonstruieren wollte. 2. Mit der Entwicklung der biometrischen Methoden kamen die ausschliesslich nur auf biometrischen Tatsachen beruhenden Methoden in den Vordergrund. Das hatte aber den Nachteil, dass die Merkmalkomplexe in einer mechanischen Weise gleichsam verkästelt wurden. Die Folge davon war, dass man entweder sehr viele Menschentypen in der Serie angenommen hatte, oder aber im Gegensatz dazu sämtliche Variationen nur auf einige Merkmalkomplexe zurückgeführt wurden. Ausserdem gibt sich ein Teil der Paläoanthropologen schon damit zufrieden, die Ähnlichkeit oder Unähnlichkeit der Serien festzustellen. 3 Fehér, M.—Farkas, J.: Szakértői bizonyítás a származásmegállapítási és gyermektartási perekben. — Budapest, 1956. 136

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