Historische Blaetter 3. (1921-1922)

A. Hessel: Die Politik König Albrechts I. Innerdeutsche Probleme und das Verhältnis zu Frankreich und Italien

Die Politik König Albrechts I.1 Innerdeutsche Probleme und das Verhältnis zu Frankreich und Italien von A. Hessel Für die Geschichte der deutschen Zentralgewalt bilden die Mitte des dreizehnten und die des folgenden Jahrhunderts Anfang und Ende einer in sieh geschlossenen Entwicklung. — Nach dem Interregnum scheint das Königtum zur Bedeutungslosigkeit verurteilt. Einen wesentlichen Teil der Machtmittel, die ihm einst zu Gebote standen, halten die Territorial­fürsten in Händen. Will es wieder zu Ansehen gelangen, so muß es selbst von einem größeren Territorium Besitz ergreifen. So sehen wir denn, wie das Königtum langsam sich emporarbeitet, trotz aller Mißerfolge un­ablässig bemüht, den festen Rückhalt einer Hausmacht zu erlangen, wie es endlich unter Karl IV. sein Ziel erreicht. Dabei verschiebt sich der Schwer­punkt des Reiches mehr und mehr vom Westen nach dem Osten. — Rivale des Königtums ist das Kurfürstenkolleg, das, zuerst 1257 als Wahlkörper hervortretend, danach strebt, die königliche Gewalt zu beschränken und dem Reiche eine Art oligarchischer Verfassung zu geben. Erst unter dem Luxemburger erfolgt der Ausgleich: Die goldene Bulle verleiht der ge­rade hundert Jahre währenden Praxis des Wahlverfahrens die rechtliche Weihe und erkennt die Kurfürsten als Reichsrat an. Dafür lassen sie sich — was bisher noch niemals geschehen war — bereit finden, den Sohn des Throninhabers zum Nachfolger zu wählen. Der Kampf zwischen Staatsoberhaupt und Wahlkollegium vollzieht sich nicht isoliert, vielmehr unter Einmischung zweier fremder Mächte, zunächst des Papsttums. Sieger über den Staufenkaiser, erhebt es den Anspruch auf Universalherrschaft, auf Führung des geistlichen wie des weltlichen Schwertes. Heftigeren Widerstand als das Königtum leistet das Kur­fürstenkollegium, denn die kúriaién Forderungen bedrohen das Wahl­privileg, das Fundament seiner Machtstellung. Vom Kurverein zu Rense werden sie zurückgewiesen, von der goldenen Bulle ignoriert. — Zu Rom tritt noch Frankreich. Nach dem Tode Friedrichs II. gilt Ludwig der Heilige als der erste Herrscher des Abendlandes. Sein Enkel, Philipp der Schöne, unternimmt den Versuch, die Gebiete des ehemaligen Lotharin­1 Ich gebe weder Literaturnachweise noch Quellenzitate, da ich beabsichtige, an anderer Stelle auf alle Einzelfragen einzugehen.

Next

/
Thumbnails
Contents